Der Weg des brauchbaren Schwachsinns in die Politik

(www.conservo.wordpress.com)

Von Peter Helmes

Das Limburgsyndrom – oder wie das Irrationale zum Rationalen erklärt wird

Des Autors Florian Stumfall *) Bücher zu lesen, ist immer ein Genuß. Hier paaren sich stets intellektueller Tiefgang, große (politische) Lebenserfahrung und ein Grundhumor, der mit „Süffisanz“ nur unzureichend etikettiert ist.

Trotz all seiner Erfahrung hat sich Stumfall intellektuelle Neugier bewahrt und versucht, den Dingen auf den Grund zu gehen. Viele unserer Leser fragen sich beinahe täglich, warum der oder die „einen solchen Unsinn macht“. Diese Frage darf man der gesamten politischen (Schein-)Elite stellen. Ob Grenzöffnung für alle, ob Diesel für niemanden oder „Sex mit sechs“ usw. – hinter all diesem Unfug steckt ein System: das „Limburg Syndrom“, wie es Stumfall nennt.

Dazu führt Stumfall eine Geschichte an, die unglaublich, aber wahr ist und auf den ersten Blick harmlos klingt. Sie gab dem Buch seinen Namen „das Limburg Syndrom“:In der hessischen Stadt Limburg hatte der Bürgermeister angeordnet, das uralte und zum deutschen Liedschatz gehörende Kinderlied „Fuchs, du hast die Gans gestohlen“ aus dem Repertoire des Limburger Glockenspiels zu entfernen, um so der Forderung einer Veganerin mit heuchlerischer Moralität nachzukommen.

Dr. Florian Stumfall (*1943) studierte Philosophie, Politik und Volkswirtschaft, kann aber nicht als typischer Intellektueller in die Vorurteilsschublade gesteckt werden. Die meiste Zeit seines Lebens hat er hauptberuflich in der Politik und bei politischen Medien verbracht. Er schreibt also aus dem tiefen Fundus seiner Erfahrungen für politisch Interessierte und ist beileibe kein Verschwörungstheoretiker.

Aber Vorsicht! Stumfall greift zwar zu Geschichten und Anekdoten, aber macht (über-) deutlich, daß hinter allen eine unsichtbare Regie steckt. Die Frage zu stellen, ob diese unsichtbare Hand aus der political correctness stammt oder die pc von ihr geschaffen wurde, ist müßig; denn im Kern lautet so oder so die Antwort: Wir werden manipuliert, sogar so weit manipuliert, daß wir nicht einmal darüber sprechen dürfen.

Diese politische Korrektheit will uns vorschreiben, was wir zu denken, zu sagen und zu tun haben. Der Einheitsmeinung folgt der Einheitsmensch, die Einheitsgesellschaft – in nicht ferner Zukunft. Schon heute wird der ausgegrenzt, gemobbt und in seiner (zumindest wirtschaftlichen) Existenz bedroht, der sich nicht einfügt. Wahlweise wird er zum Faschisten, zum politisch Unkorrekten und/oder Rechtsradikalen erklärt – mit all den bekannten Folgen.

Stumfall entlarvt die Hintermänner der Verbiegung der Vernunft, die von der Androhung jeder Menge von Akopalypsen begleitet wird. Auf Deutsch: Nahezu täglich wird eine neue Sau durchs Dorf getrieben, die den nahen Untergang prophezeit – von Waldsterben über CO2 bis Klima, die PC läßt fast kein Feld aus und baut damit moralischen Druck auf uns Erdenwürmer auf. Daß die Parameter von der PC festgelegt werden, wer weiß das schon. Nur linke Moral ist gute Moral, alles andere wird ausgerottet. Willfährige Politiker und Medienmenschen unterstützen schamlos die Versuche, den Neuen Menschen zu schaffen.

Mit brachialer Sprachgewalt werden bereits im Kindergarten und dann in der Schule die entsprechenden Standards gesetzt. Eine maaslose Gedankenpolizei achtet darauf, daß niemand aus der Reihe tanzt. Gleichmacherei um jeden Preis!

So ist es logisch, daß Stumfall zu Thomas P.M. Barnett, einem der einflußreichsten politischen Vordenker der USA, greift, der in seinem Buch „Der Weg in die Weltdiktatur“ das Ergebnis der allgemeinen Gleichmacherei aufgegriffen hat: „Das Ergebnis ist eine Bevölkerung mit einem IQ von 90, zu dumm, zu begreifen, aber intelligent genug, um zu arbeiten.“

Und er zitiert darüber hinaus die Schweizer Publizistin Tamara Wernli, die treffend das Phänomen der Zeitgeistigen beschreibt:

„Das Problem sind aber nicht die Berufsempörten, auch nicht jene, die die Sozialen Medien als eine Art virtuelle Handfeuerwaffe einsetzen, um Menschen zu zerstören. Diese Gruppen rufen zwar am lautesten aus, aber sie machen insgesamt eine zu kleine Anzahl aus, als daß sie mit ihren Ansichten die Wurzel der gesellschaftlichen Vernunft ausreißen könnten. Das Problem sind Institutionen wie Behörden, Universitäten, die Wirtschaft und Arbeitgeber, die diesen Wahnsinn begünstigen, indem sie sich, aus Angst vor einem Imageschaden, solidarisch auf die Seite der Negativler schlagen. Universitäten kuschen vor protestierenden Studenten, Unternehmen vor Social Media-Stänkerern.“

So erkennt Stumfall den manipulativen Gegenspieler der Vernunft, der mit einer (von ihm definierten) Moralität die Instrumente einer neuen Gesellschaftsordnung schafft: z. B. Verbiegung des Gleichheitsgrundsatzes, das Predigen falscher Toleranz, die eigentlich eine vernichtende Intoleranz offenbart oder die Festlegung einer politisch korrekten Gesellschaftsgruppe, die zwar in aller Regel eine tatsächliche Minderheit ist (z. B. LSBTTIQ), aber zur Majorisierung des viel größeren Teils unserer Gesellschaft aufgestachelt (und unterstützt) wird. Stumfall:

(Es ist) „…die beflissene Eilfertigkeit, womit der gesamte akademische Apparat den Schwachsinn kodifiziert. Natürlich hat Wernli recht, wenn sie sagt, bei den ´Berufsempörten` (man denkt hier an Claudia Roth und ihre Funktion als Bundesbetroffenheitsbeauftragte) und ähnlichen handele es sich um eine kleine Anzahl, aber es sei erschreckend, was diese kleine Anzahl ausrichten kann. Es irrt, wer meint, für die großen Umwälzungen seien ebenso große Volksmassen notwendig. Es verhält sich im Gegenteil so, daß zuerst ein krankes Hirn eine Idee verfaßt, ein Konzept entwickelt und eine utopische Zielsetzung vorgibt…“

Damit wird deutlich, wie schnell sich der Einzug des Irrationalen in das Leben unserer Gesellschaft vollzieht und kaum auf nennenswerten Widerstand trifft. Wer wagt es schon, zum Preis einer allgemeinen Ächtung der Vernunft wieder zum Sieg zu verhelfen, wenn die Unvernunft zur Richtschnur unseres politischen Handelns erhoben wird?

Wann merkt die Mehrheitsgesellschaft endlich, daß hier der Schwanz mit dem Hund wedelt, daß wenige Radikale zuerst die Vernunft, dann die gewachsene Kultur beseitigen?! Man möge jedem in unserer Gesellschaft das Buch Stumfalls in den Kopf drücken – zu höherer Bewußtseinsbildung.

*****
*) Florian Stumfall, „Das Limburg-Syndrom: Der Weg des brauchbaren Schwachsinns in die Politik“,  gebd. Ausgabe, 160 S. EWK Verlag; Erstausg. (10. Juli 2017), ISBN-13: 978-3-9381759-5-8, Preis: 18 €uro
ww.conservo.wordpress.com    28.11.2017
Über conservo 7864 Artikel
Conservo-Redaktion