Aktueller denn je: Alice Weidels Wort von den Deutschland regierenden Idioten

Hans-Jürgen Wünschel*

Falls Sie in einem Land leben, in dem Sie für das Fischen ohne Anglerschein bestraft werden, jedoch nicht für illegalen Grenzübertritt ohne gültigen Reisepass, dann haben Sie das volle Recht zu sagen, dieses Land wird von Idioten regiert.

Wie der zornige Jupiter einst seine Blitze geschleudert hatte, so traf die Fraktionsvorsitzende der AfD am Ende Ihrer Rede am 16. Mai 2018 zum Haushalt der Bundeskanzlerin die Mitglieder der Bundesregierung, die das Land gleichsam als „Idioten“ regierten. Manche im Plenarsaal empörten sich ob dieser Beschreibung, doch niemand konnte die Feststellung korrigieren. Ist sie denn falsch? Alice Weidel hatte auf die unglaubliche Tatsache verwiesen, dass der Bundeshaushalt nur mit Tricks eine „schwarze“ Null ausweisen würde, dass eine exorbitante Schuldenlast von sieben Billionen Euro auf den Bürgern laste und niemand der Personen, die sich ihrem Verfassungseid gemäß um Politik kümmerten, sich veranlasst sieht, gegen Ungerechtigkeiten und Ungesetzlichkeiten einzuschreiten.

Viele Mandatsträger sind keine “Fachidioten”, sondern Idioten ohne Fachwissen

Niemand hat gemerkt, dass Weidels Verdikt im doppelten Sinne traf. Spätestens seit der Lektüre von Dostojewskis Roman „Der Idiot“ wissen wir, dass eine solche Person sich lieber um Privates, statt um die öffentlichen Dinge – die res publica – kümmert. Die im Bundestag versammelten Politikerinnen und Politiker haben also ihren Beruf als Politiker verfehlt, sind meineidig, und können deshalb im wahrsten Sinne des Wortes „Idioten“ genannt werden.

Betrachtet man nun den Zustand des Idioten, die Idiotie, dann wird es für die genannten Politiker nicht sehr schmeichelhaft:

Idiotie ist zunächst ein veralteter Begriff für eine schwere Form der Intelligenzminderung, eine Form der geistigen Behinderung, bei der in Intelligenztests ein IQ nicht über 20 erreicht wird. Idiotie steht dafür, dass die Intelligenz eines Zweijährigen nicht übertroffen wird. Sie ist eine Unsinnigkeit, eine sehr große Dummheit, eine dumme Handlung, etwas, was man besser hätte wissen müssen.

Soweit die Lexikonebene früherer Jahrzehnte. Dass der Irrsinn bei Einzelnen etwas Seltenes, bei Parteien aber die Regel ist, wissen wir seit Friedrich Nietzsche. Spöttisch meinte einmal der Kabarettist Leo Langanesi: „Ein Idiot ist ein Idiot. Zwei Idioten sind zwei Idioten. Zehntausend Idioten sind eine politische Partei.“

Mangelnde Einsichtsfähigkeit ist Teil der neuen Normalität

Heute bezeichnet man jemanden als Idioten, der nicht einsichtig ist. Trifft dies auf die Regierungsmitglieder zu? Obwohl sie alle Informationen der Welt haben bzw. sich beschaffen könnten, entscheiden sie seit Jahren gegen das Wohl Ihres Volkes wie Alice Weidel treffend dargelegt hat. Was sind nun die Damen und Herren Abgeordneten unserer Systemparteien, die eine Regierung der Beharrung unterstützen, deren Personal sich ständig gegen den Verfassungseid versündigt?

Bei den „alten“ Griechen war der Idiot ein Banause, ein Unkundiger ein Laie, ein Nichtkenner, ein Stümper, ein Pfuscher. Treffen diese Bezeichnungen auf die Abgeordneten zu? Er lebt für sich, grenzt sich ab, er ist der unpolitische gemeine Mann, der Einflusslose, eben der Private, der sich nicht um die Polis (das Öffentliche) kümmert, kümmern will. Da für die Griechen das Ganze zählte und nicht die Privatheit, konnten sie auch nicht eine Werteordnung für einen Idioten kreieren. Ethische Maßstäbe für einen Idioten verboten sich von selbst.

Gibt es diese für unsere Abgeordneten in Bund und den Ländern? Bei den Griechen wurden Idioten dafür bewundert, wie sie redeten, ohne etwas zu sagen. Heute würde man sagen: Idioten schwätzen! Dostojewskis Idiot ist so einer, der dann aber elendiglich an seiner Idiotie zugrunde geht. Selbst Martin Luthers Übersetzung der Apostelgeschichte, ungelehrte Leute und Laien würden den Mund sehr voll nehmen trifft den Charakterzug des Idioten.

Könnte sich nicht eine gewisse Spezies von Politikern heute aber auf Mt 5, 3 berufen, „selig sind die geistig Armen, denn ihrer ist das Himmelreich“?  Doch dann gelehrt über Digitalisierung im Bundestag reden nach dem Auftrag „Macht euch die Erde untertan“? Ja! Aber bis zu welcher Grenze? Von George Orwell wissen wir, dass er in seinem Roman „1984“ die Inhalte der Begriffe vertauscht: aus Krieg wird Frieden.

Politische Idioten gab es schon im Altertum

Doch nun wirkt Religion und/oder Ideologie mächtig. So zeihen die frühen Christen nach 1. Kor 1, 19 die Eliten des Kaiserreiches als „Idioten“, als Unkundige, denn nur die Christen befänden sich im Besitz der Weisheit. Schon recht früh also begegnet uns der Dünkel, etwas Besseres zu sein, die anderen als Idioten abzustrafen, mit denen man sich am besten nicht beschäftigt, da diese nicht im Besitz der Wahrheit seien. Dagegen steht Franz von Assisi auf, der sich gern als Idiot (Ydiote) zu erkennen gibt, denn „wir waren ungebildet und allen untertan“. Die Armutsforderung bezog sich bei ihm nicht nur aufs Materielle. Was das für den jetzigen Papst zu bedeuten hat, bleibt dahingestellt, denn er nennt sich ausdrücklich, obwohl Mitglied des hochgeistigen Jesuiten-Ordens, Franziskus.

Im Spätmittelalter ist der Idiot derjenige, der kein Latein kann, der die Bibel in der Volkssprache vermittelt, so wie dies der „Idiot“ Martin Luther als Wegweiser für die kommenden Jahrhunderte gepredigt und vorgeschrieben hatte. Der „Idiot“ konnte in Zukunft immer sagen, „Ich habe es ja nur gut gewollt“, auch wenn er es nicht gutgetan hat. Ein Spruch, der wahrlich gut in Wahlkampfzeiten in Demokratien angewendet wird. Sind damit Abgeordnete nicht „nützliche Idioten“, die eine Regierung wählen, sich aber wegen deren Unfähigkeit vom Wähler beschimpfen lassen müssen? Demokratie als eine Form des politischen Masochismus!

Weisheit ist out, Wissenschaft wird entkernt

Je mehr in der Neuzeit die Stimme des Volkes sich zum politischen Souverän aufschwingt, desto harmloser wird der politische Inhalt des Idioten. Er ist nun nicht mehr die Politik abgewandte Person, sondern derjenige, der gegen die Wissenden die Sache des Volkes vertritt. Dabei sind ihm Bücher gleichgültig, da er im Besitz der reinen Lehre ist. Er schöpft aus dem Eigenen, dem Einfachen. Scholastische, gar humanistische Bildung sind ihm von Übel. “Zurück zu den Quellen”, forderte J.J. Rousseau im 18. Jahrhundert. Jedes Geschöpf wird damit anerkannt, nicht nach einem IQ bewertet, sondern als Mensch gesehen. Welch ein Fortschritt, von der selbst die Forderungen Luthers, Behinderte und Idioten zu ertränken, abweicht.

Im selben Jahrhundert erhält der Begriff eine den Griechen entgegengesetzte Bedeutung. Der Idiot ist der Weise. Diderot nämlich, der französische Enzyklopädist meinte: „Als Idiot würde man geboren, zum Dummkopf dagegen gemacht.“ Dagegen oder dafür steht nun Georg Christoph Lichtenberg: „Mancher kluge Kerl ist auf den Kopf gefallen und ein Idiot geworden, aber auch ein Idiot, der auf den Kopf stürzte und ein kluger Kopf geworden ist“.

Der Idiot zieht sich zurück, hält sich von Regierungsgeschäften von Themen der res publica fern, lebt ein weltabgeschiedenes Leben, ist nur dem Eigenen zugewandt. Somit kommt er der Definition eines Weisen, über den Dingen stehende Menschen nahe. Wobei sich die Frage stellt, ist der Idiot – der Weise – unfähig oder hält er sich aus eigenem Antrieb den öffentlichen Dingen fern oder wird er gar nicht von dem „Establishment“ zugelassen?

Bei Dostojewski ist der Held unschuldig, naiv, leidend, demütig, brav, nicht selbstsüchtig, er ist einfach nur lieb. Der Dichter stellt ihn so mitleidend dar, dass es die Gesellschaft ist, die in absondert und schließlich in eine Heilanstalt befördert. Bei Jean Paul Sartres „Der Idiot der Familie“ wird ein zurückgebliebener Junge geschildert, der wegen Legasthenie abgesondert wird, den er wegen seiner Eigentümlichkeit und Eigenheit schätzt. Etwas ratlos liest man in Joseph Goebbels Roman, „Michael“, was denn ein Idiot auch sein kann: „Ein Kämpfer, ein Held, ein Dichter ein Prophet ein Überwinder, ein Leider“.

Was können wir heute angesichts dieser unterschiedlichen Beschreibungen des Begriffs „Idiot“ mit dem Ausruf Weidels anfangen?

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*Dr. phil. Hans-Jürgen Wünschel war nach seiner Promotion zunächst fünf Jahre als Referent für Grundsatzfragen der Bildungs- und Kulturpolitik im Kultusministerium Rheinland-Pfalz tätig und leitete dort zeitweise das Büro des ehemaligen Kultusministers Georg Gölter. Später arbeitete Wünschel am Historischen Seminar der Universität Koblenz-Landau, zuletzt als Akademischer Direktor. 2002 wurde er dann zum Professor an der Katholischen Universität Tschenstochau ernannt.

Er hat zahlreiche Bücher veröffentlicht, zuletzt:

Hinweg mit ihm! Martin Luther – Antisemitismus -Folgen (Eine Streitschrift)”, “Die Pfalz nach dem Ende der sozialistischen Diktatur“, und “Ich klage an. Sozialismus“.

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Artikelbild, Überschrift, Zwischenüberschriften, Bilder u. YouTube-Link von der conservo-Redaktion eingefügt.

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