Ich, der Flüchtling

Ein satirisches Rollenspiel von Thomas Böhm *)

Thomas Böhm
Thomas Böhm

Ich stelle mir jetzt mal vor, ich bin ein Flüchtling, der knapp 5000 Euro auf Tasche hat und die schönen Scheine einem Schleuser zustecken kann, damit die Fahrt nach Europa etwas schneller geht. Angestachelt hat mich diese komische Tante weit oben im Norden, die uns armen Schluckern verkündete, sie könne uns alle in die Arme schließen. Na dann nichts wie hin…

Natürlich bin ich nicht alleine. Alleine machen sie dich ein. Nein, ich bin mit meinem ganzen Clan unterwegs, alles Jungs im besten zeugungsfähigen Alter, den geilen deutschen Weibern mal zeigen, wo der Hammer steht.

Ali, unser Schleuser hat uns allen gefälschte Papiere besorgt, für 500 Scheine extra, aber dafür sind wir jetzt alle waschechte Syrer. Die blöde Tante im Norden hat ja gesagt, dass wir mit so einem Waschzettel für immer und ewig vom deutschen Steuerzahler durchgefüttert werden.

So eine minderwertige Kuh würde bei uns vollverschleiert in der Grube landen und einpaar Steine gegen den hohlen Schädel kriegen. Die deutschen Steuerzahler hingegen, die das alles bezahlen müssen und sicherlich fast alles Ungläubige sind, würden wir hier in der Wüste elendig verrecken oder sie in den Schwefelgruben zu Tode schinden. Aber andere Länder andere Sitten.

Die einzige Scheiße ist, dass vor Deutschland noch Ungarn und Österreich liegen. Das jedenfalls hat der Schleuser erzählt und das wurde auch von meinem Navi-App auf meinem neuen IPhone 6 bestätigt.

Auf jeden Fall gibt es Stress an der Grenze, weil irgendwelche Vollidioten meinen, sie müssten diesen dekadenten Schwachsinn, den sie europäische Werte und Kultur nennen, verteidigen.

Also machen wir auf wild. Raufen uns zusammen, brüllen unseren Gott an und treten gegen den billigen Zaun.

Und wie vorauszusehen, machen sich die uniformierten Beamten in die Hose oder müssen sich in die Hose machen, weil sie den Befehl dazu erhalten haben.

Egal, Hauptsache wir sind durch. Der Empfang am Passauer Bahnhof ist überwältigend. Die schärfsten Bräute jenseits den Jordans stürmen über den Bahnsteig und kreischen sich die Seele aus dem Hals, als wir aus den Zugfenstern klettern. Mindestens 72 Jungfrauen ohne Risiko und Nebenwirkungen. So einen fantastischen Empfang hatten nicht mal die Beatles damals in Hamburg.

Wenn die uns nicht nur so einen Dreck anbieten würden. Irgendwelche hässlichen Klamotten. Wissen die nicht, dass wir alle von Nike durchgestylt wurden? Und diese billigen Plastiksachen, mit denen sie unsere Vorzeigekinder beglücken wollen.

Aber so sind sie nun mal diese Ungläubigen, konsumsüchtig und was sie nicht mehr gebrauchen können, überlassen sie uns. Von Stolz haben sie wohl noch nie was gehört. Das Zeugs wird gleich entsorgt, auf der Straße, Mülltrennung ist was für Vollidioten. Doch erstmal tun wir natürlich so, als ob wir uns freuen würden -täuschen und lügen liegen uns im Blut, das können Sie auch in unserem schlauen Buch, das wir immer mit uns tragen, nachlesen.

Auch die völlig überforderten Beamten an der Kasse, an der wir unser Geld abholen, blicken nicht wirklich durch, glauben uns alles und sind dabei sogar noch höflich, als wenn wir ein Recht auf die Kohle hätten, nur weil wir nicht aus Deutschland kommen. Vielleicht auch, weil sie von unseren Glaubensbrüdern, die als Übersetzer oder Vorgesetzte fungieren, ebenfalls verarscht oder unter Druck gesetzt werden.

Ja, im Ungläubigen-Verscheißern sind wir die Besten. Und wenn es mal wieder länger dauern sollte, wie bei Freund Ali, wird der Druck ein wenig erhöht, die Stimme ein wenig lauter, eine Latte in die Hand genommen und schon läuft es wieder wie geschmiert.

Vor diesen deutschen Weicheiern braucht man keinen Respekt zu haben und wenn einer mal anfängt aufzumucken, reicht ein Wort und sie zucken zusammen, wie unsere Schwulen, wenn wir sie auspeitschen. „Nazi“ scheint bei den Deutschen immer noch DAS Zauberwort zu sein.

Das was die Deutschen Polizei nennen, ist nicht viel mehr wert als ein Haufen Eselsscheiße. Die Typen sehen zwar in ihren Uniformen schick aus, verdienen aber keinen Respekt, so wie die Polizei bei uns. Bevor die einen Knüppel rausholen dürfen, fackeln sie vorher lichterloh.

Woher ich das weiß? Das hat mir ein so genannter Linker geflüstert. Advent, Advent, der Bulle brennt.

Die Richter sind überhaupt die Allerschärfsten. Immer verständnisvoll, immer auf Sozialisierungstripp, immer eine Bewährungsstrafe für uns wegen kultureller Eigenarten in der Tasche. Was will man mehr. Selbst für die etwas Härteren unter uns, die Tottreter und Komaprügler, gibt‘ s einen Handschlag und den Wunsch auf gute Besserung.

Ok, die Zeltlager sind scheiße, viel zu kalt und viel zu eng, aber einige meiner Glaubensbrüder haben es schon ins Schloss geschafft. Wir vergnügen uns derweil mit den christlichen Weibern, die in unseren Lagern leben. Bevor der Winter kommt, wird den ungläubigen Bastarden schon was einfallen – und wenn sie ihre eigenen Leute aus den Wohnungen jagen müssen.

Deutschland ist wirklich toll. Man kann hier kostenlos Zug fahren, kriegt umsonst was zu Essen, auch wenn das manchmal zu wünschen übrig lässt. Aber ein kleiner angedeuteter Schnitt mit dem Finger über den Hals und schon fliegt das geschächtete Hammelfleisch auf den Teller. Man kann hier kostenlos stundenlang ins Ausland telefonieren, ohne diese lebensbedrohlichen Roeminggebühren bezahlen zu müssen – das machen wieder die Ungläubigen. Das Geld läuft wie Olivenöl den Hang herunter und da wir hier überhaupt keinen Cent brauchen, weil uns alles in den Arsch geblasen wird, senden wir die Kohle gleich weiter an unsere Familien zu Hause. Schließlich brauchen die ein bißchen Taschengeld für die Fahrt nach Deutschland.

Denn auch wenn hier viele Schwulen und Lesben ungestraft herumlaufen dürfen, Familiennachzug wird in Deutschland ganz groß geschrieben – wie bei uns. Deshalb kommen auch bald meine 12 Brüder und Schwestern, meine Eltern, deren acht Brüder und Schwestern, deren Kinder, meine Großeltern, deren Brüder und Schwestern alle zu uns nach Deutschland.

Ich habe mal nachgerechnet. Das sind glatte 4000 Euro im Monat. Netto. Mehrwertsteuer ist was für Ungläubige, genauso wie Zinsen. Die Husche gibt es nur mal so, dafür braucht man hier keinen Finger krumm zu machen und auch nicht diese bescheuerte Sprache zu lernen, keine Grammatikregeln beachten oder etwa Weihnachten feiern, hier wünscht einem der Präsident persönlich alles Gute zum Opferfest.

Wenn es dann doch mal finanziell eng werden sollte – meine Brüder haben genügend Drogen mit, die wir den dekadenten Jugendlichen in die Venen drücken können. Die Hand aufhalten können wir auch ganz gut und falls sich jemand weigert seinen letzten Penny rauszurücken, gibt’s was auf die christliche Glocke.

Das ist Sport. Das macht Spaß. Das hat man uns von Kindesbeinen an beigebracht.

Ich sag Euch: Deutschland ist so was von geil, Schlaraffenland ist dagegen Hölle, Alda!

*) Der Berufsjournalist Thomas Böhm ist Chefredakteur des Mediendienstes „Journalistenwatch“ und ständiger Kolumnist bei conservo

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