Niedergang der Sache – „Sie liegen falsch!“ Off. Brief an Tauber

(www.conservo.wordpress.com)

Von Gottfried Ebenhöh

Peter Tauber
Peter Tauber

An den „General“ der CDU – Offener Brief (vom 8.9.2016)

Geehrter Peter Tauber,

nach Ihrer Berufung als „General“ der CDU war eine lang gestreckte Aufmerksamkeits-Delle in den Medien betreffend Ihre Zelebrität zu beobachten. Das hat sich nach dem jüngsten Wahlergebnis für die CDU von Mecklenburg-Vorpommern unvermittelt geändert. Sogar Ihnen wenig geneigte Beobachter schenken nun Ihren Auftritten ab dem Sonntagabend – man möchte fast „ätzen“, genüßliche Aufmerksamkeit. Es ist bitter, wenn man erkennen muss, dass man mit seinen Einschätzungen der politischen Entwicklungen und im Tagesgeschäft, besonders bezüglich der AfD von Anfang an, von Mal zu Mal, falsch lag und liegt. Es ist bitter, wenn immer mehr die Ahnung aufkommt, dass man der Karriere willen auf die falsche Person gesetzt hat. Es ist bitter, den Niedergang der Sache erklären zu müssen, der man sich einst verschworen hat. Sehen Sie mir meinen Sarkasmus in diesen Zeiten nach.

Ihr Auftritt am Wahlabend, am 4. September bei der „Berliner Runde“ und Ihre Pressekonferenz am folgenden Tag, werden nicht nur wegen Ihres verknitterten Sakkos und der sichtlich bedrückten Körpersprache in Erinnerung bleiben. Ich will nicht auf jedes Detail Ihrer Erklärungen zu dem für die CDU und deren Generalsekretär desaströsen Wahlausgang eingehen. Neben vielen anderen Ausdeutungen bleibt ein besonderer Spruch, den sie mehr als einmal vorbrachten, in Erinnerung: „Die Menschen machen sich kurze Sorgen!“, meinten Sie. Das ist eine Aussage – unter anderen – die nicht nur mich zutiefst ärgert. Sie unterstellen den Menschen, den Wählern, dass sie sich nur emotional und gedankenlos von einer Situation, von einer Wahl zur anderen bewegen. Mit diesem einen Satz haben Sie nach meiner Ansicht alle weiteren vorgebrachten Erklärungen und Beschwörungen schlichtweg verdunsten lassen. Haben Sie diese Feststellung selbst zu Papier gebracht?

Wir kannten uns und ich darf annehmen, wir kennen und erinnern uns trotz zeitlicher und positioneller Distanz noch ausreichend gut aneinander. Ab einem gewissen Zeitpunkt konnten wir uns nicht mehr so recht aufgeschlossen begegnen. Unserem gemeinsamen Freund Herbert Gassen, der Sie einst gerne begönnerte, erging es gleichermaßen.

Was ich nicht verstanden habe, wie Sie auf Frau Merkel hereinfallen konnten. Reines Kalkül mit Blick auf die Karriere? Dann schadet es auch nicht, wenn man vielleicht als „Proporz-Hesse“ in gewisse Posten gehievt wird?

Peter Tauber, der aufstrebende Jungpolitiker, der seine Motivation zum politischen Beruf uns mit bewundernder Politik von Adenauer bis Helmut Kohl begründet hatte; ein JU-Parteiarbeiter, der immer wieder mit der (einstmals vorhandenen) konservativen Orientierung der hessischen CDU als Movens kokettierte. Mitglied im Arbeitskreis Konservativer Christen (AKC) und irgendwann auch gemeinsam in der Mittelstandsvereinigung der Union (MIT). Ich erinnere mich an geräuschvolle Bekenntnisse zu konservativen Werten und dem „Preußentum“, was Sie gerne für sich reklamierten. Es war wohl 2011, als Sie forderten: „Familie, Leistung, Fleiß, Arbeit, Pflicht, Disziplin, Dienst, Bildung, Vaterlandsliebe und Kultur. Ein Mehr dieser Werte und nicht ein Weniger ist aus meiner Sicht die Grundlage für eine auch in Zukunft offene, freiheitliche und menschliche – also eine bürgerliche Gesellschaft.“

Da könnte ich jetzt bissig feststellen: das kann auch aus dem Mund eines Politikers von der AfD stammen. Von Leuten, gegen die Sie jetzt gnadenlos agitieren.

Kröten zu schlucken, sich durchaus wendig zu zeigen, gehört wohl dazu, wenn man als politisches Talent zu höheren Weihen berufen ist. Von Adenauer ist Ihnen als politisches „Vermächtnis“ augenscheinlich nur der Satz im Gedächtnis verblieben: „Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern.“ Ich sage Ihnen voraus, es stehen Ihnen noch härtere Zeiten in der Partei und in der Öffentlichkeit für allerlei notwendige „Häutungen“ bevor, wenn Ihre vermeintliche Förderin – was sich viele ehemalige CDUler, und nicht nur diese, wünschen – aus dem Amt des Bundeskanzlers beiseitegeschafft wird.

Ich möchte an Sie appellieren, sich auf Ihre einst konservative und patriotische Haltung zu besinnen – wenn sie denn ehrlich war – und Ihren Beitrag zu leisten, den mit dieser „Kanzlerin“ verbundenen Untergang der großen Volkspartei CDU und das drohende Chaos für unser Land abzuwehren.

Ich entsinne mich, wie Sie einst mit Begeisterung zu den Aschermittwochs-Kundgebungen der CSU nach Passau in Bayern gefahren sind und davon erzählt haben. Ich glaube, dass Sie im Innersten immer noch überzeugt sind, dass die CSU eher in der Lage ist, Politik für Deutschland zu machen. Dass die CSU die von Frau Merkel erst gequälten und dann abtrünnigen konservativen Wähler, wirkliche Christdemokraten und deren Anhänger, vielleicht wieder zur Union zurückzubringen kann. Erinnern Sie sich an den Abend nach der von uns natürlich erwarteten Niederlage bei Ihrer Bürgermeisterkandidatur 2001 in Wächtersbach? Sie waren ambitioniert, weiter zuversichtlich und erschienen für viele Ihrer Parteifreunde als politisches Talent und ein junger, konservativer Hoffnungsträger. Ich übergab Ihnen an diesem Abend als persönliches Geschenk ein Exemplar von Sun Tzu´s „Kunst des Krieges“. Bei der Betrachtung Ihrer politischen Karriere habe ich durchaus den Eindruck gewinnen können, dass Sie sich bewusst, manchmal wohl auch intuitiv, Etliches von der „Kunst des Krieges“ zu eigen gemacht haben. Ich möchte Sie aber heute an zwei besondere Empfehlungen aus dem Werk von Sun Tzu erinnern:

„Derjenige, der angreift, ohne nach Ruhm zu schielen, und sich zurückzieht, ohne Ungnade zu fürchten, dessen einziger Gedanke der Schutz seines Volkes und der Dienst für seinen Herrn ist, dieser General ist das Juwel des Königreichs.“

Der Gebieter in der Demokratie ist das Volk, die Nation, und nicht eine alternde und seit langem untaugliche Person im Kanzleramt mit ihren Zeloten. Ziehen Sie sich aus diesen Verschränkungen zurück und zeigen Sie damit Rückgrat. Das wird andernfalls unerträglich zu schmerzen beginnen. Das rät Ihnen ihr Orthopäde aus der alten Heimat.

„Die Macht ist bösartig und unersättlich – erst stumpft sie uns ab gegen das Leid anderer Menschen und dann macht sie uns süchtig danach, denn nur das Leiden anderer verleiht uns die Gewißheit, daß unsere Macht über Sie ungebrochen ist. Im Gegensatz dazu will wahre Autorität nur das Beste für die Mitmenschen; ihr Wirken ist geprägt von Mitgefühl und Gerechtigkeit …“

Das schrieb ebenfalls Sun Tzu.

Wahre Autorität nur für das „Beste für die Mitmenschen“, „Mitgefühl und Gerechtigkeit“ für das eigene Volk und dessen Kultur – daran sollten Sie Ihre noch-Chefin messen und für sich Konsequenzen ziehen.

Ein vormaliger Parteifreund aus Wächtersbach, in bleibender – nicht allemal wohlwollender Verbundenheit

Dr. Gottfried Ebenhöh, 63607 Wächtersbach

Dazu zwei Kommentare:

„Bauer Gerhard“ (9. September 2016, 06:50           ):

Im Grundsatz aber gilt, es sind Politiker die zu uns sprechen, sie sprechen aus einer bestimmten Motivation heraus zu uns und die ist nicht sich für uns einzusetzen oder auch nur irgendetwas für uns zu tun. Sie agieren aus rein egoistischen Motiven. Sie wollen ihr „Ding“ durchziehen und nichts anderes. Wir, das Wahlvolk, sind lediglich das Transportmittel, das Gleitmittel.

Politiker jeglicher Couleur und noch so schönen und wohlklingenden Aussagen, sind für mich gestorben. Von ihnen kann ich weder enttäuscht noch betrogen werden, noch erwarte ich etwas von ihnen. Weder setze ich mich mit ihnen auseinander, noch werde ich sie aktiv unterstützen.

Sie gehen mir schlichtweg meilenweit am Allerwertesten vorbei.

Die Beteiligung an Wahlen ist noch das Einzige, ein paar Kreuzchen, mit denen ich denen, die ich im Prinzip zutiefst verachte, eine Legitimation verschaffe oder auch nehme (Nichtwählen zählt ja nicht, leider). Das ist der Rest bzw. das „Grundrecht“, das kümmerliche Mitspracherecht das uns die Demokratie einräumt. Mehr haben wir nicht zu sagen, mehr sollen wir nicht zu sagen haben, mehr dürfen wir nicht zu sagen haben.

Peter Tauber ist nur EIN widerliches, ekelerregendes Beispiel eines Politikers. Stecken wir sie alle in einen Sack und hauen drauf, es trifft keinen falschen.

Hartmut Schilling sagt: (9. September 2016, 10:00)

Vielleicht gibt es ja eine Antwort – darauf wäre ich gespannt. Oder vielleicht auch: Darauf wäre ich NICHT gespannt, weil ich glaube zu wissen, was darinsteht.

www.conservo.wordpress.com 10.9.2016
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