Wir brauchen eine Ehe Light

(www.conservo.wordpress.com)

Von neokonservativ *)

Es ist mehr als 130 Jahre her, dass Bismarck den Kulturkampf gegen die Katholische Kirche gewonnen hat. Im Zuge dieses Kulturkampfs wurde in Deutschland und in einigen anderen Ländern Europas die Macht der Kirche gebrochen und die Zivilehe eingeführt.

(Bild von https://www.pexels.com/photo/adult-baking-bride-cake-543226)

Man konnte ja schon immer viel kritisieren an der Katholischen Kirche. Aber war die Ehe dort wirklich so schlecht aufgehoben?

Seit es die Zivilehe gibt, ist sie ein Spielball all der Unzufriedenen, die an den Regeln der Ehe schon immer etwas auszusetzen hatten. Und Unzufriedene gab es schon seit Anbeginn der Zeit.

Der eine will mehr als eine Frau haben, dem anderen gefällt nicht, dass er sich nicht scheiden lassen kann, und wieder einer anderen gefällt nicht, dass sie nach der Scheidung keinen Unterhalt bekommt, weil sie beim Fremdgehen erwischt wurde.Und beide Geschlechter hätten gerne die Möglichkeit, sich scheiden zu lassen, falls sie jemand besseren finden sollten oder die Ehe einfach nicht mehr ihren Vorstellungen entspricht.

Ehe ist nicht mehr Ehe

Solche und andere Wünsche haben seit der Einführung der Zivilehe zur völligen Aushöhlung der Ehe geführt.

Heute ist es nicht nur relativ einfach möglich, sich wieder scheiden zu lassen, es spielt auch keine Rolle, warum eine Ehe gescheitert ist. Was früher der Bund für’s Leben war, ist heute für viele das größte finanzielle und persönliche Risiko, das man im Leben überhaupt eingehen kann.

Jetzt mag der eine oder andere einwenden, dass es den Staat nichts angeht, wer am Ende einer Ehe Schuld hat. Das Problem dabei ist aber, dass dies bedeutet, dass die Ehe quasi grundlos geschieden werden kann.

Wenn man die Ehe aber grundlos scheiden kann, dann ist das Versprechen der lebenslangen Treue, das an ihrem Anfang steht, nichts weiter als Makulatur. Es klingt gut, aber wir wissen doch alle, dass es meistens nicht ernst gemeint ist.

Würde man aus der Ehe ohne einen sehr guten Grund nicht wieder herauskommen, dann würde dem Entschluss der Eheschließung eine wahre Bedeutung innewohnen. So aber ist eine Hochzeit kaum verbindlicher als die Gründung einer WG.

Natürlich können sich ein Mann und eine Frau heute sagen: „Wir wollen bis ans Ende unseres Lebens zusammen bleiben und wir machen keinen Gebrauch von der Möglichkeit, uns scheiden zu lassen“. Sie können also quasi für sich einen gegenseitigen „Nichtangriffspakt“ schließen. Aber sie haben keine Möglichkeit, sich auch wirklich rechtlich darauf festzulegen. Und genau das ist ja eine der Kernideen der Ehe.

Bricht jetzt aber einer der beiden diesen „Nichtangriffspakt“ und zieht daraus vielleicht noch einen Vorteil (jüngere neue Frau, Unterhalt etc.), dann kann der andere nichts dagegen unternehmen. Denn das Gesetz interessiert sich nicht für diesen Vertragsbruch. Und was ist ein Vertrag schon wert, wenn er im Zweifel nicht durchgesetzt werden kann?

Wenn man heute eine Ehe schließt, dann ist das, als würde man eine GmbH gründen in einem Land, in dem jeder der Gesellschafter jederzeit alleine über das gesamte Kapital der Gesellschaft verfügen kann. Klar kann man sich in so einem Fall sagen: „Der Frank, der ist mein Kumpel seit Kindertagen, der würde mich nie über’s Ohr hauen und ich ihn auch nicht“.

Mag ja sein. Aber „der Frank“ wird genauso wie man selbst immer wieder auf’s Neue versucht sein, diese Übereinkunft zu brechen. „Sich weiter an diesen nicht wirklich bindenden Vertrag halten oder heimlich das Kapital der Gesellschaft auszahlen lassen und über alle Berge verschwinden?“. Diese Frage wird den Beteiligten immer wieder im Kopf herumschwirren. Wenn es gut läuft, und wenn es schlecht läuft. Wenn der eigene Vorteil aus einem solchen Vertragsbruch klein erscheint, und wenn er groß erscheint. Und sie werden sich wieder und wieder dagegen entscheiden. Bis vielleicht einmal der Tag kommt, an dem einer der Beteiligten zu einer anderen Entscheidung gelangt.

Und genauso ist es heute leider auch mit der Ehe.

Richtig heiraten? Gibt’s nicht mehr!

Was aber, wenn du dir sagst:

Das Leben ist kurz, und ich möchte es nicht alleine verbringen. Eines Tages werde ich sterben, und ich möchte mein Leben mit einem anderen Menschen teilen. Aber ich weiß auch, dass wir alle einmal schwach sind und aus einer dummen Laune heraus Dinge tun, die wir hinterher bereuen.

Deshalb will ich mich in ein echtes lebenslanges Commitment begeben – mit allen Vor- und Nachteilen. Ich will dieses Commitment vor Staat und Gesellschaft bekennen und mein Leben lang daran gebunden sein.

Und in den sprichwörtlichen schlechten Zeiten muss eine Lösung gefunden werden, und man muss sich wieder zusammen raufen. Denn Scheidung ist in einem solchen Arrangement keine Option.

Das kannst du leider vergessen! Was früher ´mal einfach als Ehe bekannt war, das gibt es heute nicht mehr. Kein Standesamt gibt dir die Option, eine richtige Ehe mit echter Verbindlichkeit zu schließen.

Das gefällt dir nicht, und du findest das ungerecht? Dann hast du Pech gehabt, denn die unverbindliche Ehe – die eigentlich gar keine richtige Ehe mehr ist – ist der neue Normalfall, und da du mit deiner Meinung quasi am Rande der Gesellschaft stehst, interessiert auch niemanden, was du darüber denkst.

Die Ehe Light

Wie aber könnte man dieses Problem lösen, das sich da zwischen denen auftut, die einmal eine für ihr ganzes Leben gültige Entscheidung treffen und daran gebunden sein wollen, und denen, die auf eine tolle Party mit vielen Gästen, hübschen Kleidern und teuren Autos nicht verzichten möchten, sich aber letztlich lieber eine Hintertür offen halten wollen?

Eine sehr interessante Idee hierzu ist die „Ehe Light“. Man stelle sich vor, jedes heiratswillige Paar müsste sich vor der Hochzeit entscheiden, ob es eine klassische Ehe mit allen damit verbundenen lebenslangen Verpflichtungen eingehen möchte, die nur in absoluten Ausnahmefällen geschieden werden kann, oder ob es lieber eine Ehe Light eingeht. Also eine Ehe, die sehr ähnlich der heutigen Ehe ist.

Die Ehe Light kann im Gegensatz zur echten Ehe wieder relativ einfach geschieden werden. Dafür gibt es auch ein paar Privilegien weniger. Echtes Commitment und Stabilität müssen schließlich irgendwie belohnt werden.

Dies würde nicht nur jedem ermöglichen, nach seiner Façon glücklich zu werden, es wäre auch gerecht denjenigen gegenüber, die sich tatsächlich ein Leben lang binden wollen.

(Quelle: https://neokonservativ.wordpress.com/2017/09/08/wir-brauchen-eine-ehe-light/)

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www.conservo.wordpress.com   8.9.2017

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