Rettet die Neschää – und Alice…!

Inzwischen weiß jedes Kind, jedes Elter I und II sowie jedes Bürger und jede Bürgerin (alles Genderdeutsch), daß bestimmte Worte nicht mehr gebraucht werden dürfen, da sie Auge und Ohr der politisch Korrekten beleidigen und der Nation Schamesröte ins Gesicht treiben. „Zigeuner“, „Neger“ oder “Schwarzer” sind out – auch die weibliche Form – und stehen auf der allgemeinen Verbotsliste der bedrohten Arten. (Um nicht mißverstanden zu werden: nicht die Zigeuner, Schwarzen oder Neger selbst, sondern bloß ihre Benennung.) Demnächst folgen bestimmt noch die Hühner, weil man deren Eier sieht, was wiederum gegen die guten Sitten verstoßen dürfte.

Nun haben wir, gerade im beginnenden Karneval , ausgerechnet in Mainz (dort “Fassenacht” statt Karneval) ein Problem. Eine Ikone der Mainzer Fassenacht hieß nämlich – und wird heute noch gefeiert – Ernst Neger. Ausgerechnet „Neger“! Geht überhaupt nicht! “Neger”? Unmöglich!

Um den politisch korrekten Mainzer GrünInnen gerecht zu werden, mußte also eine andere Lösung her. Wär´ aber eigentlich nicht nötig, wenn man den Mainzer Dialekt kenne däd: In Meenz heißt nämlich Ernst Neger „Erns Neeschä“ – und kein Mensch käme auf die Idee, damit würden Neger diskriminiert. Aber die wenigsten Gutmenschen können Meenzerisch.

Deshalb wäre die Lösung des Neger-Problems eigentlich einfach: Ein Rückblick auf die mundartliche Variante des Familiennamens wirkt befreiend. Der jetzige Familienname „Neger“ hat nämlich keinen Bezug zu Afrika, sondern zu Näher oder Näger – alte deutsche Familiennamen. Das Wort Neger hinwiederum stammt aus dem französischen „nègre“ (Schwarzer, Farbiger) und die hatten´s wiederum von den ollen Römern (“niger”). Nègre kam aber erst im 17. Jahrhundert bei uns in Gebrauch. (Die weibliche Form ist übrigens négresse – woher sich der bekannte Spruch ableitet: „Négresse oblige!“ (Zu watt denn, muß man da fragen?)

Was wiederum eine kleine Randbemerkung provoziert. Franzosen, stets um Korrektheit bemüht, haben mit diesem Teil deutscher political correctness offenbar nichts am Hut. Das Lexikon übersetzt auch im Jahre 2014 „nègre“ immer noch mit „nègre est un substantif masculin (négresse au féminin) et un adjectif, désignant les
Noirs“ („Nègre – Neger/Schwarzer – ist ein männliches Substantiv – die weibliche Form lautet négresse – und auch ein Adjektiv, mit dem die „Schwarzen“ bezeichnet werden.“) Um Gottes willen! Da packt mich doch der Leibhaftige! Sei´s drum, liebe Närrinnen und Narrhalesen, de Neeschä ist gerettet – und Alice…auch. Helau!

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