Zu dumm, um aus dem Bus zu gucken

Zu dumm, um aus dem Bus zu gucken

(www.conservo.wordpress.com)

Thomas Böhm
Thomas Böhm

Von Thomas Böhm

Worüber ich mich heute mal wieder höllisch aufrege

Die einstmals ehrenwerte „Spiegel“-Redaktion muss inzwischen von Monstern, Mumien und Mutationen gekapert worden sein. Anders ist es nicht mehr zu erklären, das solche Artikel wie dieser dort veröffentlicht werden können. Die erste Passage klingt sogar noch realistisch. Autor Stefan Kuzmany schreibt:

Es muss schrecklich sein, in diesen Zuständen zu leben: Ausländische Banden beherrschen die Großstädte, verkaufen Drogen, begrapschen Kinder in den Freibädern, stellen Frauen auf nächtlichen Spaziergängen nach, sie unterwandern und zerstören die hiesige Kultur, und wer etwas dagegen sagt, muss sich vor staatlicher Repression und Arbeitsplatzverlust fürchten. Die Politiker scheren sich nicht um die Sorgen des Volkes, die Bonzen leben in Saus und Braus, während gelenkte Medien die Massen belügen und ruhig halten sollen, bis das Projekt der endgültigen Entmündigung und letztlichen Ausrottung der Deutschen per Massenzuwanderung abgeschlossen ist.

Es ist kein Wunder, dass Menschen angesichts dieser höchst bedrohlichen Lage zornig werden, auf die Straße gehen und sich berufen fühlen, selbst etwas zu unternehmen zur Rettung des Vaterlandes, mit Protest, auch handgreiflich, und notfalls mit Gewalt. Wahlen helfen ja nichts, der einzige Ausweg scheint ein revolutionärer Umsturz zu sein…

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/wahndiskurs-von-afd-und-pegida-abgehaengt-kommentar-a-1115501.html

Wer wie viele Bürger, die noch klar denken können, die täglichen Nachrichten in den Lokalblättern und die Polizeimeldungen verfolgt, kommt zu dem selben Schluss wie Kuzmany, aber dann folgt die Passage, die selbst einen Spucknapf verunreinigen würde:

…Dieser Wahndiskurs, in dem sich aus imaginierter Notlage das Recht auf revolutionären Widerstand begründet, wird von der AfD bewusst befeuert. Ob es vor der eigenen Haustür, im eigenen Viertel tatsächlich so schlimm zugeht wie von den Populisten beschrieben, spielt für sie keine Rolle: Dann müsse man eben dafür sorgen, dass es niemals so kommt. Mehr noch: Deutschland müsse, spricht Petry, „buchstäblich zurückerobert“ werden: „Wir müssen den Menschen Stolz und Identität zurückgeben. Wir müssen dafür den Zeitgeist zurückdrehen.“

Eine Minderheit von Modernisierungsverlierern würde also gerne die Uhren in Deutschland zurückstellen, die gesellschaftliche Realität bestenfalls an jener der Fünfzigerjahre orientieren, schlimmstenfalls an jener von zehn, 15 Jahren vorher. Nicht wenige dieser Unzufriedenen würden zu diesem Zweck das herrschende System abschaffen, dessen Repräsentanten gerne hinter Gittern sehen – oder gleich an der nächstbesten Laterne aufknüpfen…

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/wahndiskurs-von-afd-und-pegida-abgehaengt-kommentar-a-1115501.html

Sie sehen, dieser Autor ist so wie viele andere, von intellektueller Blindheit geschlagen, oder dermaßen ideologisch verbohrt, dass ihn sein Tunnelblick jeden Morgen auf dem Weg in die Redaktion in den nächsten Abwasserkanal führt.

Was er als imaginierte Notlage bezeichnet, ist Realität. Gerade heute sind wieder einige brandheiße Meldungen eingetroffen, die den Autor als Hanswurst entlarven, Meldungen, die tagtäglich auf uns hereinprasseln und die zeigen, das Deutschland für viele Bürger zur Hölle geworden ist:

Spezieleinsatzkräfte der Polizei haben am Samstagvormittag ein Wohngebiet in Chemnitz abgeriegelt. Es sind zahlreiche schwer bewaffnete Polizisten in dem Plattenbauviertel vor Ort.

Der Grund für den Einsatz: ein möglicherweise geplanter Sprengstoffanschlag. „Es besteht der Verdacht der Vorbereitung eines Sprengstoffanschlags“, sagte eine Sprecherin des Landeskriminalamtes in Dresden. Ein Haus in dem Wohngebiet wurde evakuiert, eine Wohnung von Einsatzkräften gestürmt. „Zur Zeit haben wir eine statische Gefährdungslage im Fritz-Heckert-Gebiet in Chemnitz und sind mit starken Einsatzkräften vor Ort“, hatte die Polizei zuvor auf Twitter mitgeteilt. Größere Sperrungen und Evakuierungsmaßnahmen waren notwendig.

Wie FOCUS Online aus Sicherheitskreisen erfuhr, steht im Mittelpunkt des Großeinsatzes ein Mann namens Jabir A.. Der Verdächtige stand seit längerem unter Beobachtung des Bundesamtes für Verfassungsschut zin Köln– von dort kam am gestrigen Abend der entscheidende Hinweis. Der Mann steht im Verdacht, einen Sprengstoff-Anschlag auf einen deutschen Flughafen geplant zu haben. A. war im vergangenen Jahr offenbar als syrischer Flüchtling nach Deutschland eingereist.

http://www.focus.de/panorama/welt/grosseinsatz-in-chemnitz-spezielkraefte-der-polizei-riegeln-wohngebiet-ab_id_6045354.html

Eine weitere Meldung:

„Beschissen.“ Manuela Schulze nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn sie nach dem Zustand ihres Viertels gefragt wird. Ihr Viertel, das ist der Südpark. Ein Plattenbaugebiet am Südrand der Neustadt zwischen dem beschaulichen Passendorf im Norden und der B80…Vor allem aber fühle sie sich nicht mehr sicher. „Ich habe mich mittlerweile mit einem Pfefferspray bewaffnet. Ich bin nicht die einzige Deutsche im Südpark, die Angst hat, allein rauszugehen.“ …Die Nordafrikaner seien problematisch, vor allem aber die Sinti und Roma, schimpft der Mann: „Wie die sich benehmen. Wir haben einen Garten in der Nähe, dort holen sie alles raus, was nicht niet- und nagelfest ist. Stadt und Polizei machen nichts. Die trauen sich auch nicht hierher. ..

http://www.mz-web.de/halle-saale/reportage-aus-dem-brennpunkt-suedpark—-es-ist-hier-wie-im-ghetto–24712424

Und die hier kam auch gerade rein:

Ein 49-jähriger Mann betrat Donnerstagmittag mit einer geladenen Handfeuerwaffe das Leipziger Arbeitsamt. Ein Angestellter (55) des Sicherheitsdienstes beobachtete den Jordanier dabei.

Dem schien gar nicht so recht bewusst gewesen zu sein, dass sich geladene Waffen auf deutschen Ämtern nicht so gut machen. In aller Seelenruhe lief herum ein, sprach mit einer Mitarbeiterin und nahm im Wartebereich Platz…Darüber war der Jordanier dann völlig verwundert, konnte es nicht nachvollziehen, keine Waffen mit aufs Amt zu nehmen. Er habe das schon häufiger gemacht, so der aufgebrachte Mann. ..Die Beamten staunten später nicht schlecht, als sie den Rucksack des 49-Jährigen kontrollierten. Darin fanden sie eine Blechkiste mit Magazinen und Munition sowie ein Klappmesser…

https://www.tag24.de/nachrichten/arbteitsamt-agentur-fuer-arbeit-pistole-bewaffnet-jordanier-170898

Anscheinend scheint Kuzmany „Modernisierung“ mit „Islamisierung“ und „Migrantenterror“ zu verwechseln, oder für ihn sind Steinigungen, Vergewaltigungen, das Aufhängen von Schwulen, Totschlägereien, Raubmorde und Schlachten nicht betäubter Tiere tatsächlich Symbole einer neuen, modernen Gesellschaft.

Außerdem: Was heißt eigentlich „Modernisierungsverlierer“. Können Pegida-Teilnehmer etwa kein Smartphone bedienen?

Ich gehe mal davon aus, dass Kuzmany einfach nur zu dumm ist, um aus dem Bus zu gucken und die Realität zu erkennen. Und von daher nehmen wir sein Angebot gerne an. Er schreibt:

Nun gibt es immer noch Menschen, die der Ansicht sind, man müsse mit solchen Leuten „reden“, ihre „Sorgen ernst nehmen“, gar „auf sie eingehen“…Der Dialog mit ihnen jedoch, sofern es sich nicht um einen therapeutischen handelt, ist vollkommen sinnlos…

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/wahndiskurs-von-afd-und-pegida-abgehaengt-kommentar-a-1115501.html

Wahrlich, mit Typen wie Kuzmany zu reden macht ungefähr so viel Sinn, wie mit einer Seegurke zu debattieren, die bekanntlich durch den Darm atmet.

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*) Der Berufsjournalist Thomas Böhm ist Chefredakteur des Mediendienstes „Journalistenwatch“ (kurz: „JouWatch“) und ständiger Kolumnist bei conservo.
http://www.conservo.wordpress.com 9.10.2016
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