Ein Zwischenruf: „Besetzungscouch“ oder „Besitzungscouch“

(www.conservo.wordpress.com)

Von Michael Dunkel *)

Gleich zu Anfang, ich verachte Menschen, die eine Situation ausnutzen, um Vorteile zu erlangen.

An alle die Naiven, Unschuldigen und Verlogenen, denen sage ich, hört doch auf mit der Scheinheiligkeit.

Das Spiel mit den Geschlechtern ist so alt wie die Menschheit.

Ob schöne Frauen Männer nun verführen oder ob sie ihre Vorteile nutzen, ob Männer ihre Stellung und ihre Macht dazu missbrauchen, schneller an ein Ziel zu kommen, irgendwie bleibt es sich gleich.

Es ist hypothetisch zu fragen, ob die Pompadour ihren King Louis benutzt hat oder ob er ihren Reizen verfiel.Jeder, der im künstlerischen Bereich tätig ist, kennt den Begriff „Besetzungscouch“.

Sowohl Frauen als auch Männer haben sich darauf gelegt oder wurden gebeten, darauf Platz zu nehmen.

Ob ein Tänzer in der dritten Reihe, mit der Primaballerina eine Liaison einging, um dann ihre Reputation zu nutzen, damit er in der ersten Reihe hüpfen durfte oder ob der Intendant der ach so hübschen Schauspielerin die Hauptrolle anbot, wenn sie nur recht nett zu ihm wäre.

Es bleibt gleich. Es hat immer damit zu tun, gehe ich einen steinigen Weg oder den einfachen.

Verlasse ich mich auf mein Können oder darauf, wie gefällig ich sein möchte.

Ich selbst habe mich ja auch etliche Jahre einem Bereich gewidmet, wo man eventuell nicht nur wegen des schönen Gesichtes gebucht wurde.

Ganz zu Anfang, ich erhielt eine Buchung über meine Agentur, sollte ich für eine Schweizer Lederfirma eine Woche auf der Messe posieren.

Alles war ausgehandelt, der Termin stand. Dann ein Anruf, kommen sie doch bitte heute Abend ins Hotel, damit wir noch Details besprechen können. Anschließend gehen wir essen.

Arglos ging ich abends zum Hotel, wurde da auf das Zimmer gebeten. Zwei ältere Herren hießen mich willkommen. Ich sollte noch die ein oder andere Jacke anprobieren. Bis ich begriff, was ich wirklich sollte, wurde mir gesagt, ich sei leider doch nicht geeignet und könne jetzt gehen.

Ich meldete dies am nächsten Tag meiner Agentur und erhielt umgehend einen neuen, wesentlich besseren Job und war zwei Jahre für diese Firma das Top-Model.

Ich hatte mir geschworen, niemals wegen eines Jobs mich selbst zu verkaufen, und habe mich bis zum Schluss daran gehalten.

Ich kann verstehen, wenn andere es sich da etwas leichter machen. Ich habe es oft erlebt, dass einige es nicht ihrem Können überließen, ob sie gebucht wurden oder nicht.

Nur, bitte, dann auch nicht die Scheinheiligkeiten, die dann immer wieder hochkommen. Die Empörung, wie denn irgendein Schwein wieder die armen unschuldigen Menschen ausgenutzt hätte und hat. Es gehören zwei dazu und ja, es gehört sehr viel Rückgrat dazu, es nicht zu tun. Wechselseitig!

Selbst im normalen Alltag gibt es Menschen, die mit Flirt, Schmeicheleien und anderen Methoden, ihre Qualitäten aufbessern möchten. Männer und Frauen.

Erst wenn das Spiel, welches jeden Tag gespielt wird, einer einseitige Bedrohung weicht, dann können wir uns zu Recht aufregen.

Vorher nicht, denn vorher ist es die Abwägung von persönlichem Vorteil, auch von beiden Seiten.

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Aus der Facebook-Diskussion zu diesem Artikel:

Astrid Holzmann:

„Man muss das Spiel nicht mitspielen, wenn man eine Ehre hat. Entweder man liebt, oder man tut es nicht. Und Sex ohne Liebe, nur damit man schneller an sein Ziel kommt, finde ich echt erbärmlich. Da nutzt dann einer nur den anderen aus. Beide haben sich erniedrigt.“

Michael Dunkel:

„So sehe ich das auch. Leider ist die Variante „Sex für Vorteil“* weitaus häufiger anzutreffen. Ob wir es wahr haben wollen oder nicht.

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*) Michael Dunkel ist ein rheinischer, polyglotter Liberalkonservativer sowie ständiger Teilnehmer des politischen Stammtisches von Peter Helmes u.a.
www.conservo.wordpress.com   17.10.2017
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