Wie Claudia Roth während eines Türkei-Urlaubs zu ihren Bikinistreifen kam

zorn-grafik-180x216Zorn der Ge-Rechte, 7. Folge Von Thomas Böhm*) Claudia Roth war das Glück ins Gesicht geschrieben. Sie glitzerte und glänzte förmlich, ihre Mundwinkel klemmten sich unter ihren Augen fest, ihre frisch gekleisterten Wangen zitterten. Aber sie hatte auch allen Grund, sich zu freuen. Ihre Waage zeigte ein Minus von 12 Gramm an – bevor sie zersprang. Nun konnte Frau Roth ihren neuen Bikini ganz nach oben in den Koffer legen. Dann musste sie sich beeilen, ihre Maschine nach Antalya sollte bereits in einer Stunde von Tegel starten. Während des Fluges hatte sie genügend Zeit, noch einige Suren des Korans zu studieren, sie wollte schließlich nicht als ungebildete Person am Badeort, dort wo ihr kleines Häuschen stand und auch ohne sie die Aussicht auf die Ägäis genoss, unangenehm auffallen. Auf ihren Bikini allerdings würde sie bestehen. So viel blanke Claudia muss auch in der Türkei erlaubt sein. Die türkischen Zollbeamten kannten Frau Roth bereits von früheren Ankünften, grüßten höflich und winkten sie durch. Das wiederum freute die Gästin noch mehr, zierte doch das Antlitz von Cem Özdemir den Hinterteil ihres Bikinihöschen, und der war ja zur Zeit nicht gerade willkommen in Erdogans Reich. Und das Glück blieb Frau Roth auch außerhalb des Flughafengebäudes hold. Direkt vor dem Ausgang wartete bereits ein Taxi mit aufgerissenen Türen und offenen Kofferraum. Der Fahrer eilte der Urlauberin entgegen und nahm ihr die schwere Bürde ab. Es war Zorn der Ge-Rechte, der sich als Chauffeur verkleidet hatte. „Hallo, Frau Roth!“, lachte er. „Sie tragen aber heute eine ziemliche Last mit sich. Ist es der neue Bikini, den ich spüre?“ Frau Roth schien einigermaßen verdutzt. „Woher kennen Sie meinen Namen? Und woher wissen Sie, dass ich einen Bikini dabei habe?“ „Sie haben von sich und ihrem Bikini vor dem Abflug noch ein Selfie gemacht, in der VIP-Lounge des Flughafen Tegels, und den über Ihren Facebook-Account in alle Welt hinausposaunt, wissen Sie nicht mehr?“ So recht wusste die Claudia das tatsächlich nicht mehr. Vielleicht hätte sie den Joint nicht ganz bis auf den Stummel aufrauchen sollen. Nun stieg sie hinten ins Taxi. Zorn der Ge-Rechte, setzte sich hinter das Lenkrad und stellte den Zähler auf 3,00 Euro ein. „Sind die Preise hier in der Türkei auch so gestiegen wie in Deutschland?“, wollte Claudia wissen. „Aber natürlich!“, antwortete Zorn. „Schließlich will die Türkei dazugehören. Und das hat seinen Preis.“ Frau Roth nickte zufrieden und träumte von einer friedlichen, multikulturellen EU der Zukunft, in der das Reich am Bosporus die eine bereichernde Rolle spielen würde. So merkte sie nicht, dass Zorn die Abfahrt zu ihrem Haus am Strand rechts liegen ließ und stattdessen nach links, ins Landesinnere abbog. Nach einer Weile erwachte Frau Roth aus ihren Tagträumen und bekam einen Riesenschreck, als sie aus dem Fenster guckte und nirgendwo das Meer erblickte. „Wo bringen Sie mich hin? Sie müssen sich verfahren haben? Kehren Sie sofort um, oder ich gründe einen Untersuchungsausschuss!“ „Beruhigen Sie sich bitte wieder“, sagte Zorn. „Ich habe mich nicht verfahren. Ich bin nur der Meinung, dass so ein Badeurlaub, auch weil Sie mit Ihrem neuen Bikini den Strand für sich alleine haben werden, doch eher langweilig ist. So habe ich mich entschlossen, Sie zu einem Abenteuerurlaub zu entführen. Das wird aufregend, das verspreche ich Ihnen.“ Frau Roth fügte sich in ihr Schicksal, auch weil ihr Fahrer freundlich, aber bestimmt, mit der Flachzange vor ihrer Nase herumfuchtelte. Nach weiteren, schier unendlichen Stunden durch die Steppe, schaltete Zorn dann endlich einen Gang runter. Sie waren am Ziel. Ein Bergdorf mitten in Anatolien, das er vorher für seine Zwecke ausgespäht hatte. Drei Häuser und eine kleine Moschee, direkt an der Grenze zum Iran. Bevor Frau Roth den Wagen verlassen durfte, stülpte ihr Zorn eine schwarze Tüte über den Kopf. Jetzt war sein Fahrgast von Blindheit geschlagen. „Was soll das denn jetzt?“, jammerte sie. „Das sieht mir aber doch verdammt nach einer Entführung aus.“ „Da irren Sie sich. Sie müssen das Ding nur umdrehen. Der Schlitz ist vorne.“ „Ach so, das ist eine Burka. Dann ist das natürlich etwas anderes. Dann trage ich das Ding natürlich gerne. Schließlich muss man sich den Sitten und Gebräuchen des Landes, in dem man zu Gast ist, anpassen.“ Zorn wusste, dass sie das wusste, hatte er sich doch vorher schlau gemacht. Bereits auf ihrer Reise durch den Iran hatte sich Frau Roth entsprechend verpackt und bei ihrem Besuch in einem Eingeborenendorf im Amazonasgebiet – sehr zur Freude der Menschen dort, aber auch zum Entsetzen ihrer Begleiter – bis auf die Socken entblößt. Oh ja, Frau Roth war eine sehr einfühlsame Person. Während sie sich nun mühsam aus dem Taxi drehte, stürmten die ersten Kinder aus den Hütten, machten den Kofferraum auf und durchwühlten ihre Sachen. Ihr Bikini war natürlich DIE Attraktion. Die Kinder zerrten so lange daran, bis er zerriss. Das eine Körbchen brachten sie Kinder grölend in den Hühnerstall, wo das Federvieh gleich fleißig Eier hineinlegte. Das andere Körbchen zierte dann das Haupt eines kleinen Mädchens. Jetzt erschien der Dorfälteste, der gleichzeitig als Familienoberhaupt fungierte und begrüßte die Ankömmlinge herzlich. Dann bat er Frau Roth, ihn in den Stall zu begleiten. Dort übergab er ihr ein Messer, das er vorher am Schleifstein scharf gemacht hatte. Sie sollte nun das kleine Lämmlein schächten, das sich in die hinterste Ecke verkrochen hatte und jämmerlich blökte. Frau Roth fing unter ihrer Burka mächtig an zu schwitzen und hoffte, dass ihr Deodorant von den Kindern draußen nicht zweckentfremdet wurde. „Ich weiß, dass Schächten gehört hier zur Tradition. Aber ist das nicht Männersache?“, versuchte sie sich herauszureden – in einwandfreiem Türkisch natürlich. „Das war vielleicht mal so“, antwortete der Alte. „Aber auch wir in Anatolien haben dazugelernt, und uns weiter entwickelt. Unsere jungen Männer, die alle in Deutschland arbeiten, damit wir besser krankenversichert sind, haben uns erzählt, dass es in Ihrem Land so etwas wie Gleichberechtigung gibt. Sogar für Frauen. Der wollen wir uns nun anschließen. Dann mal frisch ans Werk.“ Weil Frau Roth aber eine findige Frau war, erzählte sie ihrem Gastgeber etwas von einer Sehnenscheidenentzündung, und so durfte der jüngste Sohn dem Tier die Kehle durchschneiden. Der anatolische Herr im Hause fühlte sich jedoch irgendwie beleidigt und schickte Frau Roth zu den anderen Weibern in die Küche. Dort sollte sie mit den anderen gleichberechtigt die Innereien des gerade geschächteten Lämmchens umsortieren. In der Mitte, über einem offenen Feuer hing ein großer Kessel, in dem es mächtig vor sich hin blubberte. Zorn der Ge-Rechte hatte es sich inzwischen auf einer Bank vor dem Haus bequem gemacht und saugte genüsslich an einer nach Apfel duftenden Wasserpfeife. Die Frauen in der Küche hatten alle Hände voll zu tun. Es sollte ein Festmahl hergerichtet werden. Den Anlass dafür konnte Frau Roth, der nicht nur, weil sie Zwiebeln schälen musste, die Tränen unter der Burka auf ihre Bluse liefen, kurz erhaschen, als ein achtjähriges Mädchen an der Küchentür vorbeihuschte. Die Kleine hatte ein wunderschönes Brautkleid an. Ihre ängstlich aufgerissenen Augen brannten sich durch ihren dünnen weißen Brautschleier direkt durch den schwarzen Stoff von Claudias Burka prallte aber an ihrem steinernen Herzen wieder ab. „Andere Länder, andere Sitten“, murmelte die Gästin und rührte weiter in der Innereien-Suppe herum. Draußen machten sich die Männer für die Moschee bereit. Es war Freitag, der 13. Die Frauen in der Küche mussten weiterarbeiten. Damit sie dabei nicht vom Glauben abfielen, hatte man jeder einen Koran auf den Schoß gelegt. Auch Frau Roth durfte in ihrer deutschsprachigen Ausgabe herumblättern. Heimlich schwor sie sich, nie mehr an einem Freitag in die Türkei zu fliegen. Ganz besonders, wenn es sich um einen Freitag den 13. handeln sollte. Denn es passierte das, was ihr nie hätte passieren dürfen. Zumindest nicht in diesem Kulturkreis. Als sie die geschälten und geschnittenen Zwiebeln in den großen Topf werfen wollte, rutschte ihr der Koran aus der linken Hand und fiel ebenfalls ins kochende Wasser. Dort löste er sich in seine Einzelteile auf, wobei die frischeren Suren merkwürdigerweise wieder nach oben stiegen, die älteren aber unten auf den Boden sanken. Die Aufregung war verständlicherweise groß, und die frommen Männer mussten handeln, so lautete das Gesetz. Die Scharia. Das Familienoberhaupt forderte 100 Peitschenhiebe, die anderen legten noch ein paar Dutzend drauf, doch Zorn konnte sie herunterhandeln, und so einigte man sich zum Schluss auf 13 Peitschenhiebe, auch weil heute Freitag, der 13. war. Frau Roth wurde auf den Hof gezerrt, ihrer Burka entledigt und dann holten die Männer des Dorfes weit aus. Die Straftäterin hatte dicht am Wasser gebaut und heulte wie ein unreiner Schlosshund. Anschließend wurde sie aus dem Dorf verbannt, nachdem Zorn genügend Geld aus ihrer Urlaubskasse entwendet und das, ihr Einverständnis voraussetzend, als Entwicklungshilfe deklariert hatte. Frau Roth kroch wieder auf die Rückbank des Taxis. Sie wollte auf dem schnellsten Weg zurück zum Flughafen, heim ins Reich der Emanzipation. Ihr Rücken schmerzte, aber das war nicht mehr ihr größtes Problem. „Was mache ich nur mit den blutigen Striemen, die sehen doch fürchterlich aus. So kann ich doch nicht im Bundestag auftreten!“ „Sagen Sie Ihren Freunden und Kollegen einfach, das wären Bikinistreifen“, antwortete Zorn und gab Gas. Dieses war der achte Streich, doch der neunte folgt am nächsten Sonntag. *) Thomas Böhm ist Chefredakteur des Mediendienstes „Journalistenwatch“ und regelmäßiger Kolumnist bei conservo. Seine allsonntägliche Satire mit Zorn dem Gerechten genießt inzwischen Kultstatus in der Szene. www.conservo.wordpress.com

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