WEF und China – „Great reset“: Segen oder Fluch?

(www.conservo.wordpress.com)

Von Dieter Farwick, BrigGen a.D. und Publizist *)

Das „great reset“-Thema wird die weltpolitische Entwicklung des Jahres 2021 und darüber hinaus bestimmen. Daher ist es auf den ersten Blick erstaunlich, dass in Deutschland Politik und die sog. “Großen Medien“ – TV und Print – sehr wenig über dieses Thema berichten.

Auf den zweiten Blick ist dies weniger erstaunlich, da die Ideen des WEF und Chinas, eine „vierte industrielle Revolution“ zu etablieren, nichts anderes darstellt als eine „neue Weltordnung“ mit einer „Weltregierung“.

Weltbeglückungsideen hat es in der Welt bereits schon mehrere gegeben mit einem ähnlichen Ergebnis – Millionen Opfer und entwurzelte Menschen. Man spricht heute von rd. 80 Millionen Menschen – ungefähr die Bevölkerungszahl von Deutschland –, die in ihrem „eigenen“ Land und in vielen anderen Staaten „auf der Flucht“ sind. Ein unhaltbarer Zustand.

Die „Idee“ von WEF und China: ca. 3000 superreiche Individuen aus aller Welt und ausgesuchte Staaten – wie China – sollen rd. 7 Milliarden Menschen, die in rd. 194 Staaten der VN mit unterschiedlichsten Strukturen leben, unter ihre „Weltherrschaft“ mit einer „Weltregierung“ zwingen – auf friedlichem Wege.

Wie soll das geschehen?

Man kann den Protagonisten nicht unterstellen, dass sie ihre wahren Ziele verbergen. Sie verschweigen ihre Ziele nicht. Man kann sie lesen und analysieren.

Im Netz kursieren schon klare Vorstellungen über die Umsetzung: Es sind diese Punkte, die in den Vorstellungen dieser Protagonisten wiederkehren.

Die wichtigsten konkreten Ziele:

# Weltherrschaft

# Weltregierung

# Verzicht auf privates Eigentum; die Weltregierung versorgt alle Menschen, wie sie es verdienen. Diesen temporären Besitz kann die Weltregierung wieder nehmen, wenn sie es – wegen Fehlverhaltens – will.

# Die Zerstörung der Nationalstaaten und ihrer Mittelschichten, die als Feinde der „Friedlichen Revolution“ eingestuft werden.

Erfolgsaussichten

Es grenzt an Größenwahn, den „great reset“ durchsetzen zu wollen gegen etablierte Staaten mit Rückhalt in ihrer Bevölkerung. Diese Staaten haben über Jahrhunderte eine eigene Identität erreicht mit unterschiedlicher Geschichte, Traditionen, Religionen und Ethnien sowie unterschiedlichen Interessen, die auch von geopolitischen Bedingungen – z.B. Küstenstaat oder Binnenstaat – bestimmt werden. Die eigene Identität eines Staates ist heute in vielen Staaten von innen und außen bedroht. Weder die VN noch die EU haben es in Jahrzehnten geschafft, in ihren Allianzen eine gemeinsame Identität u schaffen.

Die Protagonisten – wie z.B. Schwab, Gates – vereint mit der Weltmacht China – werden ihren Zeitplan – Gates: „Vier Jahre Umbruch – 10 Jahre Wiederaufbau“ – nicht einhalten können – es sei denn mit Gewalt.

Es gibt keine offene, öffentliche Diskussion über die konkreten Ziele. Kein mächtiger Staat – außer China – sendet Signale, sich freiwillig einer neuen Weltregierung unterzuordnen.

Wahrscheinlicher ist, dass China mit Hilfe einer Weltregierung die „Weltherrschaft“ übernehmen will.

Den Protagonisten des „great reset“ geht es nicht um eine bessere Welt für alle Menschen. Ihnen, die alles haben (können), geht es nicht um mehr Reichtum, sondern um die „Macht“ über den Globus.

Schwab und andere Protagonisten sehen China als Vorbild für die „neue Weltordnung“. China sieht das WEF als „Propagandaabteilung“ – besonders in Richtung der westlichen Welt. Schwab und Gates nehmen die chinesische Unterdrückung der Menschen, die groben Menschenrechtsverletzungen, ihre Totalüberwachung, das brutale Vorgehen Chinas in Hongkong, Taiwan, Xinjiang und Tibet offensichtlich nicht zur Kenntnis.

Es ist unvorstellbar, dass Menschen, die heute Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit genießen, sich auf ein Leben wie in China sehnen können.

Also Gewalt ?

Gewalt führt nicht zu einer dauerhaften Lösung         

Es gibt keine Macht der Welt, die mit wenigen Verbündeten die „Weltherrschaft“ militärisch erobern kann. Wie steht es um die Legitimation? Sie ist nicht gegeben.

Gewaltverzicht ist heute und in absehbarer Zeit das politische Gebot.

Kein Staat der Welt ist vollkommen in seinem Wertesystem. Aber es gibt rechtliche Möglichkeiten, bestehende Defizite zu mildern oder gar zu beseitigen.

Aber dies ist in der Regel nur von innen möglich. Die eigene Bevölkerung muss eine Binnenlösung anstreben, wenn die innere Stabilität und der soziale Frieden gefährdet sind.

Kaum ein Staat der Welt kann einen nationalen Weg einschlagen – auch nicht China, die USA oder Russland.

Kluge Politik der Nationalstaaten sucht die Gemeinschaft – auch militärisch –, die gegenseitige Zusammenarbeit und Unterstützung von Staaten gleicher Interessen – wie es heute noch in der NATO der Fall ist.

Der „great reset“ sollte frühzeitig begraben werden. Es wäre ein Segen für die Menschheit.

Die Nationalstaaten und ihre Mittelschichten beweisen gerade auch in der Corona-Pandemie ihre Kraft und Bereitschaft, ihre Verantwortung für ihre Menschen zu übernehmen.

Die eingangs gestellte Frage: Segen oder Fluch? wird von mir mit „Fluch“ beantwortet. Es kann nicht sein, dass rd. 3000 Superreiche rd. 7 Milliarden Menschen zu Geiseln und Opfer ihrer Phantasien machen, indem sie Gott spielen wollen.

**********
*) Brig.General a.D. Dieter Farwick wurde am 17. Juni 1940 in Schopfheim, Baden-Württemberg, geboren. Nach dem Abitur wurde er im Jahre 1961 als Wehrpflichtiger in die Bundeswehr eingezogen. Nach einer Verpflichtung auf Zeit wurde er Berufssoldat des deutschen Heeres in der Panzergrenadiertruppe.
Vom Gruppenführer durchlief er alle Führungspositionen bis zum Führer einer Panzerdivision. In dieser Zeit nahm er an der Generalstabsausbildung an der Führungsakademie in Hamburg teil. National hatte er Verwendungen in Stäben und als Chef des damaligen Amtes für Militärisches Nachrichtenwesen.
Im Planungsstab des Verteidigungsministers Dr. Manfred Wörner war er vier Jahre an der Schnittstelle Politik-Militär tätig und unter anderem an der Erarbeitung von zwei Weißbüchern beteiligt. Internationale Erfahrungen sammelte Dieter Farwick als Teilnehmer an dem einjährigen Lehrgang am Royal Defense College in London.
In den 90er Jahren war er über vier Jahre als Operationschef im damaligen NATO-Hauptquartier Europa-Mitte eingesetzt. Er war maßgeblich an der Weiterentwicklung des NATO-Programmes ´Partnership for Peace` beteiligt.
Seinen Ruhestand erreichte Dieter Farwick im Dienstgrad eines Brigadegenerals. Während seiner aktiven Dienstzeit und später hat er mehrere Bücher und zahlreiche Publikationen über Fragen der Sicherheitspolitik und der Streitkräfte veröffentlicht.
Nach seiner Pensionierung war er zehn Jahre lang Chefredakteur des Newsservice worldsecurity.com, der sicherheitsrelevante Themen global abdeckt.
Dieter Farwick ist Beisitzer im Präsidium des Studienzentrum Weikersheim und führt dort eine jährliche Sicherheitspolitische Tagung durch.
Seit seiner Pensionierung arbeitet er als Publizist, u. a. bei conservo.
www.conservo.wordpress.com   5.1.2021
Über conservo 7864 Artikel
Conservo-Redaktion