Anmerkungen zum Ramadan-Gruß 2021 des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz

Ein Briefwechsel mit Bischof Dr. Bätzing

(www.conservo.wordpress.com)

Von Reinhard Wenner

Der türkische Geheimdienst hat seine Bemühungen zur Kontrolle christlicher Kirchen im vergangenen Jahr verschärft, wie ein Bericht der Türkischen Evangelischen Allianz aufzeigt. Während Menschenrechtsverletzungen demnach zwar insgesamt zurückgegangen sind, erhöht die Regierung durch Einreiseverbote und zunehmend radikalisierte Lehrpläne gleichzeitig den Druck auf Christen. (19.03.2021, Open Doors Kelkheim)

Mi., 21. April 2021

Sehr geehrter Herr Bischof Dr. Bätzing,

zu Ihren Ramadangrüßen an die „lieben muslimischen Gläubigen“ vom 12. April 2021 habe ich einige Fragen und Anmerkungen.

1. Sie schreiben den Muslimen:Der barmherzige Gott möge … Ihre Gebete erhören!“

Meinen Sie mit „Gott“ den dreieinigen Gott der Bibel oder den Allah des Korans?

Ist nach Ihrer Ansicht der Allah des Korans identisch mit dem Gott der Bibel? Wenn ja – woraus geht das Ihres Erachtens hervor?

Haben Sie jemals davon gehört, dass Muslime ihren Allah gebeten haben, er möge die Gebete der Christen erhören?

2. Halten Sie den Koran-Allah für einen barmherzigen „Gott“?

Zwar beginnen 113 der 114 Suren des Korans mit der Anrufung des Barmherzigen, des Erbarmers und die Sure 55 heißt sogar „Der Barmherzige“. Aber der Koran-Allah sieht die Todesstrafe vor und das Abhacken von Hand und/oder Fuß (5,32 f.; 5,32).

Wer ehrbare Frauen in Verruf bringt, soll 80 Hiebe erhalten (24,4), für Unzucht sind 100 Hiebe vorgesehen (24,2) – Hiebe, die zum Tod führen können, je nachdem, womit zugeschlagen wird. Bei der Prügelstrafe für Ehebruch verbietet der „barmherzige Allah“ im Koranvers 24,2 ausdrücklich Mitleid.

Der Koran-Allah teilt mit, er sei es, der erlaube, wer gläubig werden dürfe (10,100). Dennoch will er die Ungläubigen dafür bestrafen, dass sie nicht Muslime geworden sind (15,79; 4,47; 39,37; 43,25).

Der Koran-Allah verflucht wiederholt die Christen (4,51 f.; 9,68; 33,64; 2,89; 9,30) und nennt sie schlimmer als Tiere (8,55 f.) und will alle, die an den dreieinigen Gott glauben, in seine Hölle stecken (98,6) – Sie also auch, Herr Bischof.

Allah will sogar Menschen für die Hölle geschaffen haben (7,179).

Der angeblich barmherzige Allah erlaubt die Sklaverei und gibt die Sklaven auch zur sexuellen Nutzung frei (33,50; 23,6; 70,30).

Allah gibt den Muslimen Vollmacht zur Rache (17,33), erlaubt ihnen die Vielweiberei und den Frauentausch (4,20) und die Entlassung aus dem Harem (2,229); Mütter haben ggf. ohne ihre kleinen Kinder zu gehen (65,6).

Wie passt das alles zu einem barmherzigen Allah?

Bildschirmaufnahme der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte

3. In Ihrem Grußwort ist „von den Propheten in unseren Heiligen Schriften“ die Rede.

Zählen Sie auch den Koran zu den heiligen Schriften? Wenn dem so sein sollte, bin ich an den Gründen interessiert.

Lt. Wikipedia kennt der Islam 124.000 Propheten (20. 4. 2021). Sind die auch alle bei den Christen anerkannt?

4. Sie schreiben den Muslimen: „Der barmherzige Gott möge ….. Ihre Gebete erhören!“ Das scheint mir leichtsinnig zu sein.

Nach dem Koranvers 7,32 hat Allah all die guten Dinge in der Welt in erster Linie für seine Gläubigen geschaffen.

Was ist, wenn die Muslime ihren Allah (auch) während des Ramadans bitten, er möge Deutschland alsbald zum Scharia-Land machen, damit sich die Muslime ungehindert all die guten Dinge nehmen könnten, die es in Deutschland gibt? Was würden Sie sagen, wenn Muslime zudem ihren Allah bitten mitzuhelfen, alle Ungläubigen – auch katholische Bischöfe – zu dhimmis zu machen, zu Menschen minderen Rechts?

Wenn Allah solche muslimischen Bitten erhört haben sollte und Sie dann dagegen protestieren wollten, könnten Allah und die Muslime Ihnen sagen, Sie hätten den Muslimen doch ebenfalls die Gebetserhöhungen gewünscht.

Wenn Deutschland zum „Scharia-Land“ geworden sein sollte, dürfte es nur noch eine Frage der Zeit sein, wann der Limburger Dom in eine Moschee umgewandelt wird – wie die Hagia Sophia in Konstantinopel/Istanbul und andere christliche Kirchen auch.

Sollten Sie bis dahin gestorben sein, wird man Ihre Gebeine und die Ihrer verstorbenen Vorgänger, die im Limburger Dom bestattet worden sind, wohl aus der Domgruft entfernen. Denn die Leiche eines Christen kann nach Meinung von Muslimen das Erdreich und das Gebäude für islamisch-kultische Zwecke ungeeignet machen.

Wenn Sie aber meinen, dass es den Koran-Allah in Wirklichkeit nicht gibt, sondern nur den Gott, von dem die Bibel berichtet, klingt Ihr Wunsch nach Gebetserhörung der Muslime ironisch bzw. nach einem Witz. Denn was könnte den biblischen Gott veranlassen, auf die Bitten von Muslimen hin Juden und Christen zu dhimmis zu machen?

Südwestlicher Eingang der Hagia Sophia:
Stiftermosaik, 11. Jh. Maria als Theotokos, umgeben vom Kirchenstifter Kaiser Justinian mit dem Modell der Hagia Sophia und von Kaiser Konstantin als Stadtgründer mit dem Modell Konstantinopels.

5. Sie erwähnen im Blick auf Abraham Gemeinsamkeiten.

Welche Gemeinsamkeiten hat nach Ihrer Meinung der Abraham, von dem im Koran berichtet wird, mit dem Abraham, von dem in der Bibel die Rede ist? Im Koran steht z.B. nichts von einem gläubigen Vertrauen Abrahams auf Allahs Zusage, er werde einen ehelichen Sohn bekommen. Der Koran-Allah schließt – von der diffusen Stelle 33,7 einmal abgesehen – auch keinen Bund mit Abraham.

6. Sie schreiben:

„Die Besinnung auf die Ursprünge unseres Glaubens an den einen Gott, dem auch Abraham schon vertraute, kann uns dabei helfen, uns gegenseitig als Schwestern und Brüder zu entdecken…“.

Wie das denn? Wo gibt es im Koran einen Hinweis auf die Geschwisterlichkeit aller Menschen? Nach dem Koran besteht nicht einmal zwischen muslimischen Männern und Frauen gleiche Würde und insbesondere keine rechtliche Gleichheit (4,34; 2,228).

Nichtmuslime sind nicht zu umarmen, sondern zur Annahme des Islams aufzufordern. Wenn sie das ablehnen, sind sie ggf. sogar mit der Waffe zu bekämpfen (47,8; 4,89; 2,216; 5,35).

„Islam“ heißt Unterwerfung und bedeutet Unterwerfung der Muslime unter den Koran-Allah sowie unter Mohammed (4,80) und die Kalifen, der Frauen unter die Männer (2,228; 4,34) und der sog. Ungläubigen unter die Muslime. Denn nicht die Demokratie gilt im Islam als die beste Staatsform, sondern die Umma (2,110; 5,5).

7. Fasten die Muslime im Ramadan wirklich oder verschieben sie lediglich die Mahlzeiten vom Tag auf die Nachtzeit?

Wenn der Verzicht auf Speise und Trank bei Tageslicht Fasten ist, bei Dunkelheit aber kräftig zugelangt werden kann, dürfte auch das umgekehrte Verhalten unter „Fasten“ fallen, nämlich das Essen und Trinken nur am Tag und der Verzicht auf Essen und Trinken in der Nacht.

Mithin würden logischerweise alle Leute, die im Sommerhalbjahr nur tagsüber essen und trinken und bei Dunkelheit auf Speisen und Getränke verzichten, den ganzen Sommer lang „Ramadan“ haben.

Islamische Expansion bis 750 nach Christus

8. Sie zitieren Papst Franziskus mit den Worten: „Wenn Gott der Gott des Lebens ist – und das ist er …“.

Eindeutig sind diese päpstlichen Anmerkungen erst, wenn jeweils hinzugefügt wird, dass der Gott der Bibel gemeint ist. Denn so wie Allah sich selbst im Koran beschreibt, ist er weder ein Gott des Lebens und des Friedens, noch ein Gott der Liebe.

Mohammed, der im Koran als Musterbeispiel für ein allahgemäßes Verhalten bezeichnet wird (33,21), soll z.B. etliche Kriege bzw. Raubüberfälle geleitet und durch sein Leute öfter Kriege führen lassen haben. Er soll zwei der drei jüdischen Stämme aus Medina vertrieben und den dritten ausgelöscht sowie Kritiker umbringen lassen haben. Einzelheiten berichtet Michael Steiner in seinem Buch „Die islamischen Eroberer“, Langen 2001.

Für den Allah des Korans und seinen Propheten Mohammed sind Krieg und Gewalt legitime Vorgehensweisen.

Und auch das sei in diesem Zusammenhang noch angemerkt: Lt. Koranvers 5,31 hat Allah dem Kain einen Raben gesandt, der dem Kain durch Scharren auf dem Boden zeigen sollte, wie er den erschlagenen Abel beseitigen könne. Passt der Hinweis auf eine Strafvereitelung zu einem „Gott des Lebens“?

Ein Blick in die Islamgeschichte zeigt zudem, dass der Islam eine breite Blutspur hinterlassen hat. Die Menschenrechtsorganisation „Open Doors“ zählt im Verfolgungsindex für das Jahr 2020 erneut etliche Islamstaaten zu den ärgsten Verfolgern von Christen.

9. Sie schreiben, Sie sendeten den Muslimen auch „im Namen … aller katholischen Christen in unserem Land herzliche Segenswünsche“.

Ich habe Ihren sonderbaren Segenswünschen nicht zugestimmt und stimme ihnen auch weiterhin nicht zu. Möglicherweise werden das auch viele weitere deutsche Katholiken sagen. Mir liegt daran, dass Sie künftig entsprechend differenzieren.

Inwiefern sind oder können gemäß Ihrem Geleitwort „Christen und Muslime: gemeinsam Zeugen der Hoffnung“ sein, wenn der Koran-Allah alle Religionen vernichten will, damit nur noch der Islam herrscht? Welche gemeinsame Hoffnung mit Muslimen bleibt da noch für Animisten, Atheisten, Buddhisten, Christen, Hinduisten, Juden, Zoroastrier usw. übrig?

Die Hoffnung der Christen beruht allein auf der Erlösungstat Jesu Christi. Die Erlösungstat Jesu Christi aber wird im Koran bestritten (3,55). Und was nun?

Sie vermitteln den Eindruck mangelnder Islamkenntnisse und dass Sie sich den Muslimen anbiedern.

In Erwartung Ihrer Antworten grüße ich Sie freundlich,

Reinhard Wenner

PS:

Ich beabsichtige, dieses Schreiben zu veröffentlichen.

Wenn Sie auf meine Anfragen und Anmerkungen bis zum 28. April 2021 antworten, ist zu überlegen, ob Ihre Antwort meinem dann „öffentlichen Brief“ hinzu gefügt werden sollte.

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Antwort von Bischof Dr. Bätzing:

Mi., 21. April 2021

Sehr geehrter Herr Wenner,

danke für Ihre kritischen Rückfragen zu meinem Grußwort an die Musliminnen und Muslime zum Ramadan.

Ein Grußwort ist nicht der Ort, die durchaus bestehenden elementaren Unterschiede im Glauben zwischen Christen und Muslimen zu erörtern. Sie können aber gewiss sein, dass dies im Dialog geschieht, den wir auch von Seiten der Deutschen Bischofskonferenz mit dem Islam führen.

Das Grußwort zum Ramadan ist eine wertschätzende Geste für alle gläubigen Muslime, die sich in diesem Monat des Gebets und des Fastens ihrem Gott zuwenden. Und diese Wertschätzung ist durchaus begründet – nicht zuletzt durch die klärenden Worte, die das 2. Vatikanische Konzil im Blick auf die Religionen der Welt in ihrer Verschiedenheit und doch auch in ihrer gemeinsamen Ausrichtung auf ein friedvolles Miteinander der Menschen anmahnt.

Und ganz in dieser Linie hat sich Papst Franziskus ja nun bereits mehrfach geäußert – zuletzt in seiner kostbaren Enzyklika “Fratelli tutti”. Mein Grußwort steht ganz in dieser vom Papst vorgezeichneten Linie.

Freundliche Grüße

+ Georg Bätzing
Der Bischof von Limburg
Dr. Georg Bätzing
Domplatz 7, 65549 Limburg

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Rückantwort von Reinhard Wenner

Do., 22. April 2021

Sehr geehrter Herr Bischof Dr. Bätzing,

Ihr Schreiben vom 21. April 2021 auf meine Kritik an Ihrem Ramadangruß 2021 klingt so, als wenn es sich um eine „Standard“-Antwort handelt. Denn Sie gehen nicht auf meine Argumente ein.

In Ihrem Ramadangruß erwecken Sie meines Erachtens den Eindruck, als wenn auch Sie an die Existenz des Koran-Allahs glaubten. Sie bestärken damit möglicherweise Muslime in ihrem Irrglauben.

Außerdem: Ist denn eine „wertschätzende Geste“ für die Mitglieder einer Religion angebracht, die gehalten sind, die Menschheit auf Biegen und Brechen dem Islam zu unterwerfen?

Die Themen, die bei den Dialogen von Seiten der Deutschen Bischofskonferenz mit dem Islam erörtert worden sind, sind mir nicht bekannt, auch nicht die Gesprächsergebnisse. Mich wundert aber, dass in der Arbeitshilfe Nr. 172 „Christen und Muslime in Deutschland“ aus dem Jahr 2003 auf Seite 192 verharmlosend über das Züchtigungsrecht des Mannes über seine Frauen gesprochen wird. Es geht immerhin um einen Straftatbestand.

In der „Arbeitshilfe“ Nr. 305 mit dem Titel „Dem Populismus widerstehen“ aus dem Jahr 2019 wird im Kapitel 4, in dem es um „Islam und Islamfeindlichkeit“ geht, jede Menge Unsinn mitgeteilt. Die Verfasser dieses Kapitels haben offensichtlich keine oder zu geringe Islam- und Geschichtskenntnisse und Schwierigkeiten mit der Logik. Einzelheiten habe ich in der Zeitschrift „Theologisches“ Nr. 1/2020 genannt.

Um welche Formulierungen des II. Vatikanischen Konzils zum Islam geht es Ihnen konkret?

Wenn nach wie vor gilt „An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen“, hat sich trotz wohlwollender (?) Konzils-Texte, trotz aller Dialoge mit Muslimen bei den Muslimen wohl nicht viel im Bezug auf Religionsfreiheit geändert. Meines Wissens ist die Zahl der von Muslimen verfolgten und getöteten Christen und anderer sog. Ungläubigen nicht zurückgegangen. Auch die islamischen Bruderkriege haben nach meinem Eindruck nicht abgenommen.

Sie weisen auf die Enzyklika „Fratelli tutti“ hin. Die weltweite Geschwisterlichkeit ist ein erstrebenswertes Ziel. Aber jeder, der ein Haus bauen will, setzt sich zuvor hin und prüft den Baugrund und die Mittel, die dafür erforderlich sind.

Hinsichtlich des Islams ist das offensichtlich nicht geschehen. Besonders deutlich wird das in Nr. Nr. 285 Abs. 3 der Enzyklika. Papst Franziskus spricht sich darin gegen die Todesstrafe mit Worten aus, die an den Koranvers 5,32 erinnern. Der Papst scheint diese Koranstelle nicht zu kennen. Denn im Koran sind an dieser Stelle nur die Juden angesprochen. Zudem wird darin die Todesstrafe nicht generell verboten. Im Gegenteil! Im nächsten Koranvers, dem Vers 5,33, wird für Muslime das Recht zum Töten sogar noch erweitert – und zwar durch unbestimmte Straftatbestände. Auf Einzelheiten habe ich bereits 2016 im Buch „Freiheit und Islam“ im Artikel „Demokratie und Islam – Unvereinbarkeiten“ (S. 465 f.) hingewiesen.

Die „Fehldeutung“ der Koranverse 5,32 und 5,33 ist bereits in der Abu Dhabi-Erklärung zu finden (Seite 3). Offenbar hat keiner der christlichen Islam-Experten den Papst auf die Zusammenhänge aufmerksam gemacht, sodass Papst Franziskus den Text in die Enzyklika „Fratelli tutti“ eingefügt hat.

Auch Ihnen scheinen die Zusammenhänge nicht bekannt zu sein.

Ich stimme Ihnen zu, dass Grußworte zumindest gewöhnlich nicht dazu benutzt werden sollten, um Kontroversen zur Sprache zu bringen. Meines Erachtens sollten Grußworte aber auch nicht dazu verwandt werden, linguistische Harmonie-Soße zu servieren.

Nach wie vor bin ich an Ihren Argumenten interessiert, die Sie zum Ramadangruß 2021 bewogen haben.

Freundliche Grüße

Reinhard Wenner

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Während die erste „Antwort“ innerhalb von 9 Minuten erfolgt ist, habe ich auf mein zweites Schreiben vom 22. April 2021 bis zum 28. April 2021 – also innerhalb von fünf Arbeitstagen noch keine Antwort erhalten.

R.W.

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