Bischof Bätzing: Die katholische Sexuallehre ist hiermit abgeschafft!

Michael van Laack

Der Text ist schismatisch und häretisch zugleich und der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz ein Apostat. Zu einem anderen Schluss kann man eigentlich kaum gelangen, nachdem man die “LEITLINIEN SEXUALPÄDAGOGISCHE KOMPETENZ IN DER PASTORAL / IN KIRCHLICHEN HANDLUNGSFELDERN” gelesen hat, welche die Referentin für Familienbildung in der Diözese – Katharina Döring – gestern mit Zustimmung ihres obersten Dienstherrn, des Limburger Bischofs Georg Bätzing, vorgestellte und den alle Kleriker und andere Mitarbeiter des Bistums umzusetzen haben.

In einer ersten Reaktion nach der Lektüre des Papiers fragte mich ein Bekannter, welche Antwort darauf wohl aus Rom erwarten sei. Ich antworte, die Frage dürfte wohl eher sein, ob es dem Präfekten des Dikasteriums für die Glaubenslehre, Kardinal Ladaria, vom Papst erlaubt werde, zu reagieren; oder ob der erste Befreiungstheologe auf dem Stuhl Petri die Vorgaben des Limburger Diözesansynodalrats wohlwollend betrachten und als “Experiment” bis zur Versammlung der Weltsynode laufen lassen würde und so die Deutschkatholiken die Gelegenheit bekämen, eine positive Zwischenbilanz zu ziehen, um gemeinsam mit dem Heiligen Vater im Forum feststellen zu können: Am limburgisch-deutschkatholischen Wesen soll die Weltkirche genesen.

Limburg ist der deutsche Vatikan, Bätzing dessen Papst

Der inoffizielle Limburger Bischofsapostat und sein Diözesansynodalrat, die das Pamphlet bereits Ende des Frühjahrs 2022 beschlossen, aber bis gestern in der Schublade ließen, haben sich (in ihrem Sinne positiv besetzt und auf die kirchliche Sexualmoral übertragen) wohl an einem Wort des gewesenen Kölner Erzbischofs Joseph Kardinal Höffners orientiert, der 1986 auf dem Katholikentag in Aachen auf die Frage, was er von den familienpolitischen Aussagen der Grünen hält, sagte:

Diese Auffassung ist für jeden gläubigen Katholiken unfassbar. Sollte sie sich durchsetzen, könnte man das Grundgesetz folgendermaßen abändern:
Artikel 1: In der Bundesrepublik Deutschland kann jedermann machen, was er will.
Artikel 2: Auch dazu ist er nicht verpflichtet.

Denn in den Leitlinien erklären sie, dass nicht nur jeder Katholik seine Sexualität “offen” so leben (also redundant anderen verkünden, welche sexuelle Orientierung man hat) und seinen Beziehungsstatus so wählen kann, wie er mag (wilde “Ehe”, gleichgeschlechtliche “Ehe”, polyamore Verantwortungsgemeinschaften mit 3 bis 100 Personen), sondern dass alle Kleriker und andere kirchliche Mitarbeiter dazu verpflichtet seien, diese Konstruktionen zu begleiten und von der Wiege bis zur Bahre zu fördern, auf Wunsch auch zu segnen: So heißt es in den Leitlinien auf Seite 4…

Wer seinen Körper kennt, ihn annimmt und Sexualität als Teil der eigenen Identität erlebt, kann ein reales Bild zu sich selbst entwickeln und lernen sich zu akzeptieren. Dies gilt es ein Leben lang zu fördern und ist Aufgabe in all unseren Arbeitsbereichen vom Säuglingskurs bis zur Sterbebegleitung.

…auf Seite 6:

So wie man seinen eigenen Körper und seine Identität annehmen lernt, so muss man auch die sexuelle Identität anderer annehmen und respektvoll damit umgehen (s. Punkt 8). Jeder Mensch hat das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung und die freie Wahl über die eigenen Lebensentscheidungen. Sie gilt es zu fördern und zu respektieren.

…und last but not least auf Seite 7:

Es gibt eine Vielfalt in der sexuellen Identität und Orientierung. Der wertschätzende Umgang mit diesen Unterschiedlichkeiten und Diversität soll in den Pfarreien und Einrichtungen aktiv gefördert werden. Die Wahl der Lebensform ist als ein Ergebnis einer individuellen und persönlichen Entscheidung zu respektieren. Es ist anzuerkennen, wenn Partnerinnen und Partner in gegenseitiger Treue und Fürsorge Verantwortung füreinander übernehmen. Darüber hinaus begrüßen wir es, wenn Paare ihre Partnerschaft unter den Segen Gottes zu stellen wünschen.

In der Gender-Theorie allein liegt das Heil der Kirche

Damit stellt sich das Bistum Limburg offen gegen die Lehre und Praxis der Weltkirche mit Blick auf gleichgeschlechtliche Beziehungen sowie wiederverheiratete Geschiedene und der Unmöglichkeit, erstere kirchlich zu segnen und letzteren nach einer gesetzlichen Scheidung zum zweiten Mal das Ehesakrament zu gewähren.

Aber auch andere Äußerungen in dem Papier sind äußerst fragwürdig. So sei es Aufgabe der Kirche “kindliche und jugendliche Sexualität verstehen zu lernen” und sie entsprechend ihrem Alter “in ihrer Identitätsentwicklung, in Fragen von Aufklärung, Verhütung, ungewollter Schwangerschaften und der Vermeidung der Übertragung sexueller Krankheiten.” Ob eine Kirche, die immer noch an einem Pädophilenskandal knabbert, sich ausgerechnet auf diesem Feld überdurchschnittliche engagieren und so auch möglicherweise in das Erziehungsrecht der Eltern eingreifen sollte?

Verweltlichung bringt Segen

Auch heißt es, Glaube und Sexualität müssten in Einklang gebracht werden, was de facto nichts anderes bedeutet als: Die Kirche hat sich nicht mehr an der Hl. Schrift, den Geboten Gottes und ihre über die Jahrtausende fast unveränderte Lehre zu halten, sondern die weltlichen “Zeichen der Zeit” – auch Lebenswirklichkeit genannt – als (einzige) Offenbarungsquelle anzunehmen.

Zurück zu Frage. Wird Rom reagieren und falls ja, dann wie. – Sollte Papst Franziskus dem Dikasterium für die Glaubenslehre freie Hand lassen, muss es zu einer römischen Reaktion kommen, will man verhindern, dass zunächst in deutscher und dann ein westeuropäischer Flächenbrand entsteht und jene auf dem Kunstdünger des Konsumismus aufgewachsenen Bischöfe Fakten schaffen.

Darüber hinaus geht es auch um Glaubwürdigkeit. Sowohl der Papst als auch eine Präfekten römischer Dikasterien haben den deutschen Bischöfen bei ihrem ad-limina-Besuch Ende des vergangenen Jahres klargemacht: Bis hierhin und nicht weiter. Wir werden weder die sogenannten Beschlüsse des Synodalen Wegs anerkennen noch euch gestatten, kirchliche lehre in welchem Bereich auch immer zu ändern oder auch nur Strukturen einzuführen, die eine solche Änderung begünstigen.

Wenn man Bätzing (und zwei anderen Bistümern, die ihm wohl zeitnah folgen wollen: Essen und Osnabrück) solche Akte durchgehen lässt, kann man auch gleich mit Kardinal Höffner sagen:

In der römisch-katholischen Weltkirche kann jeder machen, was er will. Doch auch dazu ist er nicht verpflichtet!

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