Lachmann (WELT) oder: Wer anderen eine Grube gräbt…

(www.conservo.wordpress.com)
Von Peter Helmeswelt
“Welt” trennt sich von Redakteur – Affäre um angebliches AfD-Angebot (http://web.de/magazine/politik/welt-trennt-redakteur-affaere-angebliches-afd-angebot-31349912)
Und hier die überraschende Meldung:
Die Tageszeitung “Die Welt” trennt sich von ihrem Redakteur Günther Lachmann. Zuvor hatte sich Lachmann wohl der rechtspopulistischen Partei AfD als Berater angeboten.

Ade, schöne „Welt“! Und die Zeitung gleichen Namens trennt sich von ihrem Redakteur Günther Lachmann, wie das deren Chefredakteur Stefan Aust am 13.2.16 der Deutschen Presse-Agentur bestätigte. Hintergrund der Entscheidung seien Vorwürfe, Lachmann habe sich der AfD als Berater angeboten.

Aust sprach von einem „groben Verstoß gegen journalistische Grundsätze“. Lachmann bestätigte der dpa ebenfalls die Trennung, wollte aber auf Anfrage keine weitere Stellungnahme abgeben.

Die (für Lachmann, und nur für ihn) peinliche Affaire war wohl vom nordrhein-westfälischen AfD-Vorsitzenden Marcus Pretzell ausgelöst worden. Auf Facebook behauptete er Ende Januar: „Herr

Lachmann wollte zwar die AfD mit (den Vorsitzenden) Frauke Petry und Jörg Meuthen beraten, aber er wollte seinen Job als Journalist bei “Die Welt” nicht aufgeben und dort weiter verantwortlich sein für die Berichterstattung über die AfD.” Da wäre also der Bock zum Gärtner gemacht worden.

Nach Angaben Austs wies Lachmann die Beschuldigungen zunächst zurück und gab zudem eine Eidesstattliche Versicherung ab.

Günther Lachmann hatte tatsächlich ein Konzept für AfD geschrieben
„Damit wollten wir auch deutlich machen, dass wir die Vorwürfe vollständig aufgeklärt haben wollen“, sagte Aust. Am Samstag habe der Redakteur dann aber die Echtheit mehrerer Mails an die AfD bestätigt.

„Aus den Mails geht klar hervor, daß Lachmann der AfD eine Art Konzeptvorschlag für eine Neuausrichtung der Partei geschrieben hat“, schob Aust nach. Das sei mit einer journalistischen Tätigkeit für die “Welt” nicht zu vereinbaren. (Quelle: dpa)

Die ganze Angelegenheit bestätigt die kritische Haltung des Chefredakteurs von „Journalistenwatch“, Thomas Böhm *). Er schreibt am 15.2.16:

Nichts mehr zu lachen für Herrn Lachmann?
Wir haben uns hier auf JouWatch des öfteren über Günther Lachmanns islamophilen Beiträge und hinterhältigen Angriffe auf die AfD aufgeregt, aber nun ist der Journalist auch ohne unser Zutun seinen Job los geworden.

Der „Spiegel“ erklärt uns, was passiert ist:
Der Journalist Günther Lachmann verliert offenbar seinen Job bei der Tageszeitung „Die Welt“. Das erklärte „Welt“-Chefredakteur Stefan Aust am Samstagnachmittag via Twitter. „‚Die Welt‘ trennt sich von Günther Lachmann.“ Auf Nachfrage von SPIEGEL ONLINE erklärte Aust: „Solange wir Mitarbeitern kein unredliches Verhalten nachweisen können, stehen wir hinter ihnen, wenn es andere Informationen gibt, trennen wir uns von ihnen.“

Grund für den Rauswurf ist ein Konflikt im Zusammenhang mit der AfD: Der nordrhein-westfälische AfD-Landesvorsitzende Marcus Pretzell hatte Lachmann kürzlich via Facebook vorgeworfen, er habe der Partei seine Dienste als Berater angeboten, für ein Honorar von 4000 Euro pro Monat.

„Herr Lachmann wollte zwar die AfD und Jörg Meuthen beraten, aber er wollte seinen Job als Journalist bei ‚Die Welt‘ nicht aufgeben und dort weiter verantwortlich sein für die Berichterstattung über die AfD“, so Pretzell auf Facebook.

Die AfD habe das abgelehnt, daraufhin habe Lachmann begonnen, in der „Welt“ kritischer über die Partei zu berichten. Pretzell ist der Lebensgefährte von AfD-Chefin Frauke Petry. Er warf dem Journalisten in dem Posting „herabwürdigende Bemerkungen“ über Petry vor… (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/afd-vorwuerfe-gegen-guenther-lachmann-stefan-aust-erklaert-rauswurf-a-1077270.html#spRedirectedFrom=www&referrrer=https://www.google.de/)

Stefan Aust wird seine Gründe haben, aber wurden die eigentlichen auch wirklich genannt? Mag sein, dass Herrn Lachmann die Habgier ins Verderben getrieben haben (ein Job hätte doch gereicht), mag sein, dass er bei den „Geheimverhandlungen“ mit der AfD Anfängerfehler gemacht hat (z.B. E-Mails geschrieben), einen bitteren, weil verlogenen Beigeschmack hat die Angelegenheit aber auf jeden Fall.

Denn wäre hier nicht die AfD, sondern eine andere Partei im Spiel gewesen, wäre die Sache sicherlich anders verlaufen, hätte der Axel-Springer-Verlag bestimmt nicht so „entschlossen“ reagiert, sondern alles gedeckelt. Hier steckt also offensichtlich wieder politisches Kalkül dahinter.

Es ist nämlich durchaus üblich, dass Journalisten mit Politikern verbandelt sind und entsprechend positive Berichte verfassen. Da muss nicht immer gleich Geld fließen, da reicht auch ein Parteibuch oder ein gemeinsames Essen in einem der einschlägigen Szene-Lokale. Ich weiß das aus meiner Zeit beim Axel-Springer-Verlag, da gab es immer wieder Kollegen, die bei der CDU engagiert waren und wie selbstverständlich für sämtliche Themen, die mit der CDU zu tun hatten, verantwortlich waren. Selten gab es von diesem Kollegen einen negativen Bericht oder ein „hartes“ Interview mit „seinem“ Parteivorsitzenden.

Wie konsequent der Axel-Springer-Verlag reagiert, wenn es um die „falsche“ Partei geht, habe ich ebenfalls am eigenen Leib erfahren müssen. Ich durfte, nachdem ich in meiner Freizeit ehrenamtlich als Pressesprecher einer neuen, kleinen Partei tätig wurde, die rechts von der CDU verortet wurde, nicht mal mehr über die Zusammensetzung von Hundefutter schreiben.

Diese positive Berichterstattung ist übrigens kein Privileg der politischen Berichterstatter. In fast allen journalistischen Bereichen gibt es Verbindungen nach draußen, es gibt sogar ganze Ratgebermagazine, die nur aus Produktwerbungen bestehen. Wenn Apple ein neues Gerät auf den Markt wird, häufen sich die Ankündigungen in fast sämtlichen Leitmedien und wer dann auf die Schreibtische der Redakteure schaut und die neuen glänzenden Produkte sieht, kann sich denken warum.

Ich nehme mich da gar nicht aus. Ich selber habe in meiner Zeit als Redakteur beim Axel-Springer-Verlag wunderschöne Reisen unternehmen können. Kostenlos, und der positive Bericht zugunsten des Reiseveranstalters folgte auf dem Fuß…

Ich habe als Musikjournalist ein ganzes Zimmer voll Schallplatten gehabt und dazu auf einem Stapel die Magazine, in denen die entsprechenden Besprechungen abgedruckt waren. Ulf Poschardt von der „Welt“ weiß bestimmt ebenfalls ein Lied davon zu singen.

Textpromotion nennt man das.

Es gibt ihn also kaum noch, den unabhängigen Journalisten, schon gar nicht, wenn der Staat und mit ihm die Parteien Einfluss auf die Vierte Macht ausüben. Die einen werden indirekt von der Politik bezahlt, in dem sie ihren Gehaltsscheck vom Verleger erhalten, der mit bestimmten Politikern unter einer Decke steckt und die anderen versuchen halt, sich nebenher noch etwas dazu zu verdienen, ohne sich dabei zu groß verbiegen zu müssen. Es kommt auf dasselbe raus.

Mir fällt noch ein Spruch ein: Kluge Journalisten sind käuflich, dumme Journalisten bestechlich, korrupt aber sind sie alle.

Außerdem könnte man die Causa „Lachmann“ auch als Zeichen sehen, wie schnell die AfD, die Tricks schon beherrscht, die das politische Geschäft so schmutzig machen, wie man mit unliebsamen Kritikern umgeht und mehr Einfluss auf die Berichterstattung gewinnt.

Dem Herrn Lachmann weine ich bei der „Welt“ natürlich keine Träne nach. Er wird sich auf „Geolitico“, dem Blog seiner Frau, weiterhin austoben können und seine Wut auf die AfD ausleben dürfen.

So what!

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*) Der Berufsjournalist Thomas Böhm ist Chefredakteur des Mediendienstes „Journalistenwatch“ und ständiger Kolumnist bei conservo
http://www.conservo.wordpress.com
15.02.2016

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