Was genau ist Gender Mainstreaming? Birgit Kelle antwortet.

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Birgit Kelle

Veranstaltung mit Birgit Kelle am 21. Mai 2015 in Kaufbeuren

Was genau ist Gender Mainstreaming? Mit dieser Frage befasste sich die CSU-Stadtratsfraktion Kaufbeuren im Rahmen einer unterhaltsamen Talk-Veranstaltung mit der bundesweit bekannten Journalistin und Buchautorin Birgit Kelle. Kelle, die gerade ein Buch zum Thema veröffentlicht hat, profilierte sich zuletzt auch in TV-Sendungen wie „Hart aber fair“ als Kritikerin der „Gender-Ideologie“. Der Einladung zum Informations- und Gesprächsabend mit Birgit Kelle folgten über 100 Interessierte im bis auf den letzten Platz besetzten Kolpinghaus in Kaufbeuren.

Thomas Jahn, CSU-Fraktionsvorsitzender, führte in die Thematik ein und betonte, dass unter „Gender Mainstreaming“ landläufig zwar Frauenförderung oder Gleichstellung verstanden werde, tatsächlich aber eine Ideologie entstanden sei, die die Existenz der beiden biologischen Geschlechter Mann und Frau ablehne und diese stattdessen als bloßes gesellschaftliches Konstrukt betrachte. Das Geschlecht müsse demnach frei wählbar sein und – so Jahn humorvoll – „vielleicht entdecken einige von Ihnen am Ende dieses Abends ja dass sie im falschen Körper gefangen sind.“ Weniger witzig seien die Hintergründe der Gender-Ideologie, die man eigentlich als menschenverachtend bezeichnen müsse, denn mindestens ein Mensch fiel der Gender-Ideologie bereits zum Opfer: John Money, ein US-amerikanischer Psychiater wollte bereits in den 60er Jahren den Nachweis liefern, dass Geschlechterrollen lediglich anerzogen sind. Er überredete die Eltern eines Zwillingspaars, zwei Buben zu einem zynischen Experiment. Bei der Geburt dieser Zwillinge wurde das Geschlechtsteil des einen Jungen fast vollkommen verstümmelt. Daher trennte er das männliche Zwillingspaar von Geburt an und ließ den „verletzten“ Jungen als Mädchen erziehen. Das Kind musste Kleider tragen und mit Puppen spielen. Später konnte Money den Betroffenen sogar zu einer Operation zur vollständigen Entfernung seines Geschlechtsorgans überreden. Das Experiment misslang dramatisch: Der Junge, der eigentlich kein Mädchen sein wollte, aber auf diese Weise groß gezogen wurde, stürzte sich als junger Erwachsener wegen dieses für ihn nicht zu bewältigenden Konflikts in den Selbstmord.

Im anschließenden Dialog zwischen Kelle und Jahn konnte Birgit Kelle dem Thema „Gender“ zunächst auch Unterhaltsames abgewinnen, wie z.B. die von der „Gender-Wissenschaft“ kreierten mindestens 60 neuen Geschlechter, die neuen Unisex-Toiletten in Berlin, für die, die sich nicht zwischen Mann und Frau entscheiden können oder die Gender-Forscherin, die weder als Mann oder Frau, sondern als „Profix“ angesprochen werden möchte.

Ein ernstes Thema sind für Kelle allerdings die mindestens 160 neuen Gender-Lehrstühle, die in ganz Deutschland entstanden seien. Kelle sprach ironisch von „bahnbrechenden“ Forschungserkenntnissen, wonach z.B. der Wald von Männern und Frauen tatsächlich unterschiedlich wahrgenommen werde oder einer 30.000 Euro teuren Studie über Pferde und ihre „Reiter(_Innen)“. Kelle zum Ergebnis der Forschungsfrage, ob Pferde auf „Reiterinnen“ anders reagieren: „Da kam heraus, dem Pferd ist es tatsächlich völlig egal.“ Die für jene zweifelhaften Forschungen eingesetzten Gelder fehlten an anderer wichtiger Stelle, z.B. in der medizinischen Forschung.

Kelle kritisierte auch, dass „Gender Mainstreaming“ seit der Pekinger Weltfrauenkonferenz von 1995 als sogenannte „Querschnittsaufgabe“ von vielen Regierungen, auch der deutschen Bundesregierung 1999 befördert werde, ohne dass aber Parlamente oder das Wahlvolk jemals zugestimmt hätten. Dies wirke sich vor allem in einem immer rigoroseren Kampf gegen die deutsche Sprache aus. Viele Studenten würden gezwungen ihre schriftlichen Arbeiten in „gendergerechter Sprache“, z.B. unter Verwendung des sogenannten „Binnen-I“ abzufassen und werden bei Zuwiderhandlung sogar mit Punktabzug bestraft, ohne dass eine gesetzliche Grundlage bestünde.

Nachdem die Genesis ziemlich eindeutig davon spreche, dass Gott den Menschen als Mann und Frau schuf, seien nach Ansicht von Birgit Kelle vor allem auch die christlichen Kirchen aufgefordert, sich zum Thema „Gender“ zu äußern. Obwohl Papst Franziskus die Gender-Ideologie 2014 als dämonisch bezeichnet hat, ignoriere die katholische Kirche in Deutschland das Thema weitestgehend oder nehme naiv an, dass es sich um Fragen der Frauenförderung handle. Die evangelische EKD hingegen sei auf den „Gender-Zug“ aufgesprungen und habe ein eigenes Zentrum für Genderstudien geschaffen, dass ein Jahresbudget von 200.000 Euro erhalte. Dazu gehöre auch das EKD-Gender-Projekt der „Bibel in gerechter Sprache“, mit der die Bibel „gegendert“, also mit entsprechenden sprachpolizeilichen Vorgaben versehen werde.

Der tiefere Zweck von Gender Mainstreaming liege nach Auffassung von Birgit Kelle in der Ablösung von Ehe und Familie durch Partnerdefinitionen, die vornehmlich sexuellen Gesichtspunkten folgten. Beispielhaft zitierte Kelle aus den neuen Bildungsplänen zur Frühsexualisierung von Grundschulkindern, z.B. in Baden-Württemberg. Hinter dem Ziel der Schaffung von Akzeptanz für sexuelle Vielfalt stehe der Zwang zur Umerziehung der Kinder im Sinne der Gender-Theorie, weg von angeblich überholten Rollenklischees. An die Stelle des elterlichen Erziehungsrechts treten künftig der neue „Vater Staat“ und die Heerscharen von Gender-Beauftragten, die natürlich im Sinne der Erhaltung ihrer Posten immer neue Diskriminierungen ausmachen müssten, damit sie ihre berufliche Existenz rechtfertigen können.

Thomas Jahn dankte Birgit Kelle zum Abschluss für ihre kritische Aufklärungsarbeit im politischen Begriffsnebel „Gender“ und stellte die Position der CSU klar: „Für uns ist selbstverständlich, dass jeder Mensch jederzeit frei sein muss, zu entscheiden, in welcher Partnerschaft er leben will.“ Genauso klar müsse aber auch sein, dass Staat und Politik das elterliche Erziehungsrecht respektieren müssen und die Bürger nicht mit Quoten, Genderwahn oder Sprachverboten gängeln dürfen.

In der anschließenden Diskussion betonten Kelle und Jahn übereinstimmend auch den antichristlichen und freiheitsfeindlichen Charakter der Gender-Ideologie, die im Grunde auf die neomarxistische Frankfurter Schule zurückzuführen sei. Diese wolle einen aus seinen natürlichen Bindungen, aus Elternhaus, Ehe und Familie herausgerissenen Menschen formen, der deshalb nicht mehr selbstbestimmt ist, sondern „ganztags betreut und indoktriniert“ werden kann, sodass er politisch vollkommen manipulierbar ist. Das christliche Menschenbild störe bei dieser totalitären Agenda am meisten und müsse daher durch Umerziehung der Kinder in den Schulen (Stichwort Akzeptanz der sexuellen Vielfalt) zerstört werden. Jahn zitierte zum Abschluss Dostojewski (aus seinem Roman „Die Brüder Karamasow“): „Wenn es eine Religion der Liebe nicht mehr gibt (gemeint ist das Christentum), wenn es kein Gewissen, keine Rechenschaft mehr gibt, dann ist dem größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte Tür und Tor geöffnet, dann ist moralisch gesehen alles erlaubt.“

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