Die 7 Lügen der BILD

(www.conservo.wordpress.com)

Von Thomas Böhm *)

Thomas Böhm
Thomas Böhm

Im Auftrag von Freundin Angela Merkel hat „Bild“-Chef Kai Diekmann seinen Redaktionssklaven mal wieder den Befehl gegeben, die Leser zu verdummen.

So gab es in der heutigen Ausgabe (27.8.) gleich 7 Lügen auf einen Streich. BILD schreibt:

„Sie sind kriminell, sie wollen nur unser Geld, und sie nehmen uns unsere Jobs weg – die Debatte über Flüchtlinge in Deutschland ist von Vorurteilen geprägt. BILD entlarvt die sieben größten Lügen über Asylbewerber, sagt, wie es wirklich ist:Bild

  1. Flüchtlinge nehmen uns unsere Jobs weg

Falsch! Der Arbeitsmarkt in Deutschland brummt. Zur Jahresmitte waren fast 43 Millionen Menschen erwerbstätig, 170 000 mehr als ein Jahr zuvor. Rekord! Gleichzeitig waren bei den Arbeitsagenturen 589 000 Stellen als offen gemeldet, 87 000 mehr als vor einem Jahr. Viele Branchen (Verkäufer, Kfz-Mechatroniker, etc.) suchen Bewerber.“

Soso. Und das schreibt ein Kollege aus der eigenen Redaktion, der dann vom Focus zitiert wird.

Der Aufschwung am Arbeitsmarkt in den vergangenen Jahren könnte schon imkommenden Jahr vorbei sein. Das erwartet die Bundesregierung in einer aktuellen Prognose. (http://www.focus.de/finanzen/news/arbeitsmarkt/prognose-fuer-2016-bundesregierung-warnt-der-job-boom-geht-zu-ende_id_4903834.html)

Wir müssen auch in Zukunft mit rund 3 Millionen Arbeitslosen rechnen, die sicherlich ebenfalls gerne einen Job hätten. Außerdem: Was soll ein tiefgläubiger Afghane denn hier verkaufen, wenn er nicht mal unsere Sprache beherrscht und keine in Deutschland anerkannte Ausbildung hat? Mohn etwa oder doch Schweinefleisch?

Bis ein so genannter Flüchtling hier jobmäßig langfristig Fuß fassen kann, vergehen mindestens 4 Jahre. Und wer bezahlt die?

Und zum Thema „Kfz-Mechatroniker“ gäbe es auch noch einiges zu sagen: Service-, Wartungs-, Reparatur- und Diagnosearbeiten an modernen Fahrzeugen sind primär Aufgaben, die Kfz-Mechatroniker in einer Kfz-Werkstatt tagtäglich bewerkstelligen müssen. Den Kundenauftrag auszuführen, dabei die Vorgaben zu beachten und bei schwierigen Aufgaben logisch zu denken und zu analysieren, spielt hierbei eine große Rolle.

Aufgabenbereiche innerhalb der Schwerpunkte: Warten und Reparieren von Pkw, wie Brems- und Fahrwerkassistenten / Lenksystemen, Motor- und Getriebe oder Komponenten des Motormanagements; Überprüfen der Bauteilfunktionen bei und nach Instandsetzung; Diagnostizieren und Untersuchen von Fahrzeugen, wie Auslesen von Fehlerspeichern und Prüfen der Fahrzeuge auf Verkehrssicherheit; Nachrüsten z. B. von Anhängerkupplungen, Standheizungen und Navigationssystemen; Anwenden moderner Werkstattinformations- und Kommunikationssysteme, wie Recherchieren von Daten sowie das Aktualisieren und Paramentieren von Steuergeräten. (https://de.wikipedia.org/wiki/Kfz-Mechatroniker)

Gibt es in Syrien oder im Irak entsprechende Ausbildungen oder muss auch hier der so genannte Flüchtling ganz von vorne anfangen?

Werden nun deutsche Ausbildungsstandards, die selbst Zuwanderern innerhalb der EU Schwierigkeiten bereiten, außer Kraft gesetzt? Und werden wir uns dann noch in ein Auto setzen und Gas geben?

Und noch etwas aus dem Hause Springer, dass den werten Herrn Kollegen widerlegt: Ein Drittel Geringqualifizierter ist von der Armut bedroht. Diejenigen, die weder Abitur noch Berufsausbildung haben, sind heute deutlich stärker armutsgefährdet als noch vor zehn Jahren. Besonders düster ist die Lage in Ostdeutschland, belegt eine Statistik. (http://www.welt.de/wirtschaft/article145694183/Ein-Drittel-Geringqualifizierter-von-Armut-bedroht.html)

  1. (BILD schreibt weiter:) „Flüchtlinge sind alle völlig ungebildet

Falsch! Gerade viele syrische Flüchtlinge haben studiert, sind Ärzte, Ingenieure, Anwälte. „Die Leute wollen hier bleiben, arbeiten, werden Steuern zahlen und zur Rentenkasse beitragen“, sagt Konstantin von Notz (44, Grüne) zu BILD.“

Interessant, dass die „Bild“ ausgerechnet bei dieser Frage einen Grünen zitiert, der sowieso jeden armen Menschen nach Deutschland einschleppen will.

Interessant auch, was ein Kollege aus dem eigenen Hause dazu geschrieben hat: „Der Präsident des Ifo-Instituts hat einer Studie der Bertelsmann-Stiftung widersprochen, wonach Einwanderung dem deutschen Staat mehr einbringt, als sie kostet. In der Nettobilanz verursache Einwanderung dem Staat mehr Kosten durch Sozialleistungen und andere Ausgaben als sie Einnahmen durch Steuern und Sozialbeiträge bringe, schrieb Hans-Werner Sinn in einem Gastbeitrag für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. Eine neue Berechnung des Ifo-Instituts komme auf eine „fiskalische Nettobilanz je Migrant von minus 1800 Euro im Jahr“. (http://www.welt.de/newsticker/news1/article135820087/Ifo-Praesident-Migranten-kosten-mehr-als-sie-einbringen.html)

Hoffen wir, dass der Autor dieses Lügenbeitrags nun keine verlagsinterne Abmahnung erhält. Einen Kollegen der Lüge zu bezichtigen ist ja nicht ohne.

  1. (BILD weiter:) „Flüchtlinge kriegen mehr Geld als Hartz-IVler

Falsch! Hartz-IV-Empfänger bekommen 399 Euro, Flüchtlinge 359 Euro. Wer als Flüchtling nach Deutschland kommt, hat Anspruch auf Unterbringung in einer Erstaufnahme-Einrichtung: Essen, Kleidung und Artikel des täglichen Bedarfs werden durch Sachleistungen gedeckt. Dazu gibt es 143 Euro im Monat Taschengeld für eine Einzelperson. Später kommen 216 Euro für Einzelpersonen dazu.“

Mag sein, dass es beim Geld ähnlich aussieht. Nur vergisst der Autor, dass die so genannten Flüchtlinge jede Menge andere Dinge geschenkt bekommen, für die der Hartz-IV-Empfänger aus eigener Tasche aufkommen muss, z. B. Fahrkosten, Kleidung, Möbel, Nahrung, Mobiltelefon und und und…

  1. (BILD:) „Flüchtlinge kommen nur wegen des Geldes her

Falsch! Zwar mag es vereinzelt Flüchtlinge und Asylsuchende geben, die aus wirtschaftlichen Gründen zu uns kommen. Tatsächlich sind aber Zehntausende auf der Flucht vor Kämpfen, Hunger, Folter und Vertreibung. So kamen bis Ende Juli 2015 allein 44 417 Flüchtlinge aus Syrien. Dort wütet seit Jahren ein grausamer Religions- und Bürgerkrieg – mit bisher 230 000 Toten.“

Nicht falsch, sondern richtig. Lediglich 32,4 Prozent der so genannten Flüchtlinge kommen aus Syrien und dem Irak. 67,6 Prozent, also mehr als 2/3 der so genannten Flüchtlinge kommen aus Ländern, in denen kein Krieg, aber dafür Armut herrscht. Also kommt die Mehrheit der so genannten Flüchtlinge wegen des Geldes nach Deutschland.

So zumindest ergeben das die Zahlen, die das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge vor kurzem veröffentlicht hat. Will die „Bild“ nun auch noch dieses Bundesamt als Lügenamt abstempeln? Ganz schön frech!

  1. (BILD): „Flüchtlinge sind besonders häufig kriminell

„Falsch“, sagt André Schulz (45), Chef des Bundes Deutscher Kriminalbeamter, zu BILD. Tatsächlich belegt die Polizeiliche Kriminalstatistik für das Jahr 2014, dass der Großteil (79 Prozent) der 112 754 sich „unerlaubt in Deutschland aufhaltenden Tatverdächtigen“ nur wegen eines Verstoßes gegen das Aufenthalts- oder Asylrecht als Straftäter registriert wurde; also weil sie illegal hier waren.“

Diese Zahl belegt ja nur den Verstoß gegen das Aufenthaltsrecht, nicht Kriminalität. Hier gibt es keine Belege, also kann man so etwas auch nicht einfach vermischen. Schließlich wird die Herkunft der Täter in jeder Statistik – wenn es sich nicht um Deutsche handelt – verschwiegen. Liest man allerdings die Tagespresse, also auch die „Bild“, erfährt man tagtäglich von Schlägereien, Diebstahl, Raubzügen, Vergewaltigung.

Und was sollen wir in diesem Zusammenhang mit solchen Nachrichten anfangen: „In zwei der drei bevölkerungsreichsten Bundesländern steigt die Zahl der Einbrüche weiter deutlich an. Gut organisierte, mobile Banden aus osteuropäischen Ländern und dem Kaukasus machen der Polizei zu schaffen.“ (http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/kriminalitaet-zahl-der-einbrueche-steigt-weiter-an-13452071.html)

  1. (BILD): „Flüchtlinge wohnen besser als viele Deutsche

Falsch! Flüchtlinge werden nach ihrer Ankunft in Erstaufnahme-Einrichtungen (Kapazität: 45 000 Plätze) und Notunterkünften (Zelte, Turnhallen, Container etc.) untergebracht. Dort leben sie auf engstem Raum, teilen sich ihre Schlafräume meist mit Dutzenden anderen. Viele Notunterkünfte sind nicht winterfest.“

Da hat der Autor sicherlich Recht. Aber immer mehr Wohnungen werden freigeschaufelt, Neubauten in Windeseile hochgeknallt, die Eigentümer sollen sogar enteignet werden, damit die so genannten Flüchtlinge schöner wohnen können. Und diese Menschen hier hat der Autor natürlich nicht berücksichtigt:

Die Zahl der Personen, die ohne jeglichen Wohnraum auf der Straße leben, wird von der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W) für die Jahre 2002 bis 2008 mit etwa 20.000 angegeben. Die Zahl der Wohnungslosen (ohne Aussiedler) lag 1999 bei 440.000 und ist bis 2008 kontinuierlich auf 223.000 gesunken. Für das Jahr 2009 schätzte sie 235.000 Obdachlose. Laut dem Armutsbericht der Bundesregierung sind 330.000 Menschen wohnungslos. 2004 schätzte die BAG W folgende Zahlen: Auf der Straße lebten etwa 20.000, davon 2.000 Frauen; zudem schätzte sie 5.000 bis 7.000 Straßenkinder.Für das Jahr 2006 schätzt die BAG W die Verteilung der Wohnungslosen auf 11 % Kinder, 25 % Frauen, 64 % Männer. (https://de.wikipedia.org/wiki/Obdachlosigkeit)

Stellt sich die Frage, ob gerade im Winter der eine oder andere so genannte Flüchtling nicht doch besser wohnt als so mancher Obdachlose.

  1. (BILD): „Deutschland kann sich Flüchtlinge nicht leisten

Falsch! Bund, Länder und Gemeinden haben von Januar bis Juli 2015 einen Rekord-Überschuss von 21,1 Milliarden Euro erzielt. Jetzt will der Staat bis zu 10 Mrd. Euro des Geldes zur Unterstützung der Flüchtlinge nutzen. Zudem schrumpft Deutschlands Bevölkerung (82,56 Millionen) bis 2050 auf 72,60 Mio., ermittelten die Vereinten Nationen (UN).

Der Klassiker unter den Verdummungversuchen deutscher Journalisten. Der Autor tut so, als ob das viele Geld gleich und gerecht verteilt ist. Diese Zahlen aber sprechen eine andere Sprache:

…Das Beunruhigende ist nicht die absolute Zahl, sondern der stetige Zuwachs. Ende 2012 konnten 465 000 Menschen in Deutschland nicht von ihrer Altersrente leben und mussten zusätzlich Leistungen aus der Grundsicherung beantragen. Das ist eine Steigerung um 6,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im Vergleich zu 2005 liegt der Anstieg bei 35,6 Prozent. Aktuell sind demnach 2,7 Prozent der über 65-Jährigen aufs Sozialamt angewiesen, vor acht Jahren waren es noch 2,2 Prozent. Und wenn man die dauerhaft Erwerbsgeminderten hinzunimmt, denen die Erwerbsunfähigkeitsrente ebenfalls nicht zum Leben reicht, erhalten derzeit knapp 900 000 Menschen in Deutschland Grundsicherung – so viele wie niemals zuvor…(http://www.tagesspiegel.de/politik/altersarmut-in-deutschland-immer-mehr-arme-alte/8970774.html)

In Deutschland leben über 2,5 Millionen Kinder in Einkommensarmut. Dies entspricht etwa 19,4 Prozent aller Personen unter 18 Jahren. Das Ausmaß der Kinderarmut ist seit vielen Jahren gravierend hoch…(http://www.dksb.de/CONTENT/SHOWPAGE.ASPX?CONTENT=459&TPL=0)

Dass diese angeblichen Rekordeinnahmen außerdem einem Schuldenberg von inzwischen mehr als zwei Billionen Euro gegenüberstehen, lassen unsere Meinungsmacher natürlich gerne unter den Tisch fallen. Für wie blöd hält die „Bild“ eigentlich ihre Leser? Ich muss zugeben, ich habe selten so einen billigen Propaganda-Text gelesen. Aber wer ins Impressum der „Bild“ schaut, muss sich eigentlich nicht wundern. Der Spruch „Die lügen wie gedruckt“ muss für diese Redaktion erfunden worden sein.

Den kompletten Schwachsinn finden Sie hier: http://m.bild.de/politik/inland/fluechtling/bild-entlarvt-7-vorurteile-ueber-fluechtlinge-42340012,variante=M.bildMobile.html

*) Der Berufsjournalist Thomas Böhm ist Chefredakteur des Mediendienstes „Journalistenwatch“ und ständiger Kolumnist bei conservo

http://www.conservo.wordpress.com

Über conservo 7864 Artikel
Conservo-Redaktion