Offener Brief an den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Herrn Bischof Georg Bätzing, Limburg

(www.conservo.wordpress.com)

Von Werner Odenthal *)

Sehr geehrter Herr Bischof Bätzing, Eure Exzellenz,

die christlichen Kirchen beklagen eine steigende Anzahl von Kirchenaustritten. Neben anderen Ursachen dürfte auch die sog. Corona-Krise dazu beitragen.

Welche Rolle spielt die “Pandemie”? Im Gegensatz zur früheren Definition hat die WHO die Gefährlichkeit der Erkrankung und eine hohe Letalität gestrichen und als wesentliches Kriterium die weltweite Ausbreitung in den Vordergrund gestellt. Die Regierungen und die ihnen hörigen Medien haben Angst, Panik und Hysterie verbreitet und dadurch gravierende staatliche Maßnahmen wie den „Lockdown“ mit gesundheitlichen, ökonomischen, gesellschaftlichen, aber auch schwerwiegenden Auswirkungen auf das Kirchen- und Gemeindeleben bewirkt. Die sog. Kollateralschäden übertreffen bei weitem die „Pandemie“-Schäden. Eine Therapie darf jedoch nicht mehr Schaden anrichten als die Krankheit selbst. Primum nil nocere. Dieser ärztliche Grundsatz ist ins Gegenteil verkehrt worden.

Hat die Institution Katholische Kirche eigentlich keinen Zugang zu Ärzten, Juristen, Fachleuten, die das Geschehen richtig einordnen können? Spätestens jetzt, wo klar ist, daß kein „Notstand von nationaler Tragweite“ vorliegt, daß der Lockdown – eigentlich gar nicht erforderlich – spätestens zu Ostern hätte aufgehoben werden müssen, daß es keine Dominanz des Infektionsschutz-gesetzes über das Grundgesetz geben darf, daß die Coronawelle weniger gravierend als die Influenzawelle 2017/18 ist und es deshalb, weil es keine richtige erste Welle gab, auch keine zweite Welle geben kann? Dazu muß man verstehen, daß es viele PCR-Test-Positive gibt, aber nur wenige Corona-Kranke, und die Dominanz der Virologen über die Kliniker und Infektionsepidemiologen die falschen Akzente setzt. Nicht jeder getestete Virus(bruchstück)träger ist krank und infektiös. Die Spatzen pfeifen es von den Dächern: Die Epidemie ist vorbei, aber die „Schutz“-Maßnahmen werden nicht aufgehoben.

Anstatt den verängstigten und großenteils desinformierten Menschen beizustehen (viele Alte haben kein Internet), ihnen „Raum“ und Richtung zu geben, macht sich die Institution Kirche mit den Mächtigen, der Regierung gemein und läßt die Gläubigen im Stich. Ist das Zeichen einer Abhängigkeit durch die Kirchensteuer? Treten Christen aus, um wegen der Kollateralschäden der Krise (u.a. Arbeitslosigkeit) die Kirchensteuer zu sparen? Oder ist es Protest gegen eine Kirche der Schwäche? Die Kirche, die gerne (gegen staatl. Recht) Kirchenasyl gewährt, verweigert den Gläubigen Asyl in der Krise durch, zumindest seit Abklingen der Grippewelle, unsinnige (staatlich verordnete) Schutzmaßnahmen wie das Tragen von Masken (Depersonalisierung, inzwischen nur noch beim Betreten der Kirche), übertriebene Abstandregeln (Entsozialisierung, geringe Kapazitäten auch großer Kirchen), Überwachung durch Datenerfassung, Nichtnutzung von Kirchen ohne wenigstens zwei Eingänge, Verbot von Gesang und Auftreten von Chören, Ersatz von Gottesdiensten in Kirchenräumen durch TV. Während solche Maßnahmen zum Höhepunkt der Hysterie (wegen unzureichender Information) noch verständlich waren, sind sie jetzt in keiner Weise mehr nachvollziehbar. So gesehen ist es egal, ob man in einen Baumarkt, ein Restaurant oder in die Kirche geht: überall dieselben medizinisch unsinnigen Vorschriften. Menschliche Begegnung mit der Barriere Maske/Visier – Trennscheibe – Maske – Abstandsregelung – Boden-markierung. Cui bono?

Ist das noch das Volk Gottes, eingeschüchtert und ängstlich, durch Masken unkenntlich, atembehindert und sprachgestört, obrigkeitshörig, kuschend vor der Staatsgewalt und von der Kirche nicht in Schutz genommen? Selbst in Kriegen und Zeiten von Pest und Cholera hat es keine solchen Einschränkungen kirchlichen Lebens mit Kirchenschließungen und Ausfall von Gottesdiensten gegeben. Ostern 2020 war eine nie gesehene Niederlage der Amtskirche.

Bekanntlich ruht die europäische Kultur auf drei Säulen: Logos und Vernunft der alten Griechen in der Herrschaft des Demos (lt. Papst Benedikt XVI kein Widerspruch zwischen Logos und Glaube), Rechtsordnung der antiken Römer (Recht und Gesetz) und Formung der Gesellschaft durch das Christentum dank christlicher Moral und Ethik, auch derer, die gottfern sind. Durch die Aufklärung kam es dann zur dauerhaften Trennung von Kirche und Staat (nicht so in islamischen Staaten).

Als wesentliche Ursache für die Unzufriedenheit der Gläubigen und die zunehmenden Kirchenaustritte, nicht nur infolge der „Coronakrise“, sehe ich das Versagen der christlichen Kirchen:

Versagen durch Unterwerfung unter staatliche Maßnahmen gegen Logos und Vernunft, statt diese zu hinterfragen,

Versagen durch Akzeptanz der Beugung des Rechts wie Freiheitsberaubung, Versammlungsverbot, Aussetzung der Grundrechte,

Versagen durch fehlenden Widerstand gegen den Unrechtsstaat statt Pochen auf Kirchenrecht und Unabhängigkeit, indem die Kirche den Gläubigen die ungehinderte Glaubensausübung versagt und das Kirchenleben einschränkt, siehe aktuelle Maßnahmen ohne Aussicht auf Lockerung.

Was darf man als Gläubiger von der Kirche erwarten? Was kann die Kirche tun? Was ist Aufgabe der Hirten? Wie kann sich die Glaubensgemeinschaft zu ihrer Kirche bekennen?

Geben Sie – die Kirchen – den Menschen das, was – unter dem Deckmantel der Fürsorge – die Regierung ihnen nimmt. Nehmen Sie den Menschen die Angst, die ihnen von Regierung und Medien permanent eingeflößt wird. Stehen Sie für Logos, Recht und Moral ein. Machen Sie die Kirche wieder zum Leuchtturm des Glaubens auf der Basis des Wissens („Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“) statt zum schwankenden Schiff im Sturm der Desinformation und Hörigkeit. Lösen Sie sich von Zeitgeist und Gemeinmachen mit den unchristlichen „Eliten“.

Nebenbei sei bemerkt, daß die Kirche nicht nur in der „Coronakrise“, sondern auch in der weitgehenden Negierung der weltweiten Christenverfolgungen, in der Forcierung des interreligiösen statt des innerchristlichen Dialogs und im Appeasement mit staatlicher Macht (China, islamische Staaten, Abhängigkeit von „demokratischen“ Regierungen) Kraft, Stärke und Einfluß vermissen läßt. Was ist mit der Einzigartigkeit der Lehre Christi, der Missio, dem Anspruch auf Wahrheit („Ich bin das Licht”, “Ich bin der gute Hirt”)?

Statt sich dem Zeitgeist und seinen Protagonisten anzudienen, statt Ideologien zu hofieren, die „das Himmelreich auf Erden“ versprechen, was immer und ausnahmslos in die Diktatur führt, statt Anpassung und Appeasement, Aus-gleich um jeden Preis, zu betreiben, sollte die Kirche substantiell und kompromißlos der Lehre Christi verpflichtet sein: Liebe, Glaube und Hoffnung. Aber auch Wahrheit, Meiden falscher Freunde und Mut zur Unabhängigkeit gehören dazu.

Wenn Er heute als Mensch unter uns lebte, wie würde Christus, der die Händler aus dem Tempel vertrieb, handeln? Würde er nicht gewisse „Philantropen“ und Promotoren von „Big Pharma“ vertreiben und sich gegen unsinnige, schädliche Impfungen positionieren, weil er die Menschen liebt? Die Kollateralschäden der Krise, wie schon erwähnt, übertreffen bei weitem den Nutzen der aufgezwungenen Maßnahmen. In den westlichen Staaten schwellen die schädlichen Folgen noch an, in Afrika sind sie schon da: viele Menschen sterben nicht an Corona, sondern verhungern. Entscheidend in der Schadens-beurteilung sind gewonnene bzw. verlorene Lebensjahre: während aufgrund unbegründeter Maßnahmen Monate gewonnen werden, gehen bei viel mehr Menschen aufgrund der Folgeschäden Jahre verloren.

Das Internet hat auch seine guten Seiten: man kann sich aus der Umklammerung durch die regierungsamtliche Desinformation mit Verstärkung durch die hofberichterstattenden „Qualitätsmedien“ befreien und versuchen, sich ein klares Bild zu verschaffen, solange die Freiheit dazu noch besteht. Das kann man auch von einer großen Institution wie der Katholischen Kirche erwarten. Und dann bedarf es noch des Mutes, für seine Überzeugungen einzustehen. Wehret den Anfängen!

Gott sei mit und bei uns, den gläubigen Schafen. Möge Er nicht die Hirten verlassen. Wir wünschen uns einen „Löwen von Münster“, der dem Trend von der Demokratie zur Diktatur entgegensteht. Damit es nicht noch mehr Kirchenaustritte gibt und die Herde nicht weiter schrumpft. Die Zeichen stehen auf Sturm, das Menetekel steht an der Wand. Normalisieren Sie das Kirchenleben, verbannen Sie die “Neue Normalität” aus dem Kirchenraum, geben Sie den Menschen Schutz vor den Übergriffen der staatlichen “Protektion”.

„Wer die Freiheit der Sicherheit opfert, wird Beides verlieren.“ Ich wünsche den Deutschen Bischöfen Gottes Segen und vor allem den Beistand des Heiligen Geistes. Nur eine starke, unabhängige, der Wahrheit und der reinen Lehre Christi verpflichtete Kirche kann m. E. auf Dauer bestehen.

Mit großem Respekt vor der Bürde des Amtes,

Dr. med. Werner Odenthal

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*) Arzt für Innere Medizin und Arbeitsmedizin, Sozialmedizin, Amtsarzt i.R.
Viersen, im Juli 2020.
P.S. Dieses Schreiben darf verbreitet werden.
www.conservo.wordpress.com    15.07.2020
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