Lasch und Lau – die NRW-CDU und ihr Großstadtmilieu

Dieser Partei ist offensichtlich nicht mehr zu helfen. Ein Trauerspiel ohne Ende, Ausgang offen. Nun soll es also Armin Laschet richten, besser: zugrunde richten. Denn außer durch eine gewisse rheinische Fröhlichkeit und Geschwätzigkeit zeichnet sich dieser Politzwerg nur durch eines aus: eine von viel Herzblut, aber wenig Geist geprägte Integrationsbegeisterung, sprich: „Laßt die Muslime zu mir kommen, ich will sie erquicken!“

Beim Mitgliederentscheid 2010 (nach Rüttgers) war Laschet bereits zweite Wahl. Offensichtlich verfügt die NRW-CDU nur noch über Köpfe der zweiten Reihe. Denn auch der gefühlte Konkurrent Laschets, Karl-Josef Laumann, stellte schon 2010 von sich aus seine Eignung als Spitzenkandidat infrage und nahm sich jetzt auch selbst aus dem Rennen um den CDU-NRW-Vorsitz. Ein braver Mann!

Nicht ganz so brav ist Laschet. Der Gründer der „Aktion Linkstrend stoppen“, Rechtsanwalt F.-W. Siebeke aus dem rheinischen Mettmann, beschuldigt Laschet gar der „Lüge“ sowie des „Parteiverrats“ und schildert den folgenden Vorfall, der ein bezeichnendes Licht auf Laschet wirft:

Laschet, schreibt Siebeke, der sich auf die FAZ vom 1.2.2008 („Parteiverrat“) beruft, sei mit dem „Makel des Parteiverrats“ belastet. Laschet war während der Hessenwahl Roland Koch in den Rücken gefallen und hatte zusammen mit Rita Süßmuth, Ruprecht Polenz, Ole von Beust sowie weiteren Multi-Kulti-Vertretern einen Offenen Brief an Roland Koch gerichtet mit dem Vorwurf, die Integrationspolitik „zu einem Wahlkampfthema degradiert“ zu haben. Bei einer Parteiversammlung im September 2010 in Düsseldorf hat Siebeke deshalb an Laschet die Frage nach der Existenz dieses Offenen Briefes gerichtet. Laschet habe diese Frage mit „Nein“ beantwortet. Eine weitere Frage Siebekes, ob er als Integrationsminister den Bau von Moscheen mit Finanzmitteln des Landes NRW unterstützt habe, beantwortete Laschet ebenfalls mit „Nein“. „Beide Antworten sind Lügen“, klagt Siebeke. Laschet, der Siebeke eine briefliche Antwort „in den nächsten Tagen“ ankündigte, hat bis heute nicht geantwortet, jedenfalls ist kein Brief Laschets bei Siebeke angekommen.

So bleibt der Vorwurf, Laschet sei in einer wichtigen Frage in einer wichtigen Wahl dem Parteifreund Koch in  den Rücken gefallen. Es wird interessant sei zu beobachten, wann die ersten Parteifreunde nunmehr Laschet in den Rücken fallen werden. Zündstoff gibt es genug, nicht nur in der NRW-CDU. Aber all die tapferen Parteifreunde, die an jedem Biertisch über Merkel herziehen und die Alternativlosigkeit beklagen, vor der Vorsitzenden aber stets einknicken, werden auch weiterhin in den Teppich beißen müssen. Zu Merkel gibt es derzeit keine Alternative, da es keine starken Führungskräfte mehr gibt. Es gibt keine „erste Reihe“ mehr, sondern nur noch eine erste Vorsitzende. Arme CDU.

*) Keine Erfindung von mir, sondern irgendwo aufgeschnappt. Quelle unbekannt.

CDU-Großstadtmilieu

Laschet wird sich auf eine bedeutende Mitstreiterin stützen können: Ursula Heinen-Esser aus Köln, Parlam. Staatssekretärin im Bundesumweltministerium. Sie fordert von der CDU eine „Öffnung zu Großstadtmilieus“, Begründung u. a.: „Städter sind in Sachen Politik oft sehr pragmatisch“ (Kölner Stadtanzeiger v. 15.5.12). Das heißt dann wohl im Umkehrschluß, daß Ländler „oft sehr“ prinzipientreu sind – und da sei Heinen vor! Zum Brüllen: „Die 19 Prozent, die wir in Köln geholt haben, sind wahrscheinlich zum großen Teil unsere Stammwähler.“ (KStA). Der Redakteur des KStA hakt nach: „Mit 19 Prozent ist man keine Volkspartei mehr, oder?“ Nun wird Heinen noch komischer: „Mit 19 Prozent sind jedenfalls die Grünen auf dem Weg zur Volkspartei. Ohne die Großstädte kann man in NRW keine Wahlen gewinnen…“

Wie nennt man solches? Bankrotterklärung? Verzweiflung? Hilflosigkeit? Wir sollen uns also an den 19 Prozent der Grünen orientieren, um (vielleicht gemeinsam mit ihnen???) zur Volkspartei zu wachsen? Ich faß´ es nicht! Aber es paßt zu den Beobachtungen, die eine unserer Mitstreiterinnen im NRW-Wahlkampf gemacht hat. Eingeladen zu einem Wahlkampfseminar der CDU, erfuhr sie, daß „die CDU meint, daß die Menschen sich geändert haben“. Taktisch hat unsere Beobachterin auch ´was gelernt. Und das, was jetzt kommt, ist so unglaublich, daß man an der CDU nur noch verzweifeln kann:

 

* Es sei als Wahlkampfhelfer(in) besser, sich nur nach den werbetechnischen Maßnahmen der Partei              zu richten und die Corporate Identity einzuhalten. Beispiele:

* Nicht mehr als drei Wahlkampfthemen aufgreifen, sonst sei der Wähler überfordert.

* Sich am Info-Stand nicht in lange Diskussionen verwickeln lassen.

* Das Thema Kriminalität im Wahlkampf möglichst nicht aufgreifen, da die Wahlen im Mai stattfinden – und im Monat Mai die Kriminalität üblicherweise in den Hintergrund tritt.

* Und ganz im Sinne von Frau Heinen: Man solle sich besonders um die Wechselwähler kümmern, weniger um die Stammwähler.

* Koalitionsaussagen sollten vermieden werden, um die Wähler nicht zu verprellen.

* Der letzte Punkt schließt den Kreis um Laschet, Heinen und deren Freunde: Die CDU-Führungsspitze NRW wisse sehr wohl, daß „der einfache Wähler denkt“, der Islam gehöre nicht zu Deutschland. Aber dieses „heiße Eisen“ soll aber im Landtagswahlkampf wegen der vielen Moslems nicht angegangen werden.

Bei solchen Wahlkampf-Ratschlägen braucht man sich wirklich nicht zu wundern, daß die CDU mit Volldampf in den Keller rasselt. Wer – um eine der Empfehlungen aufzugreifen – sich vor allem um die Laufkundschaft kümmert, verliert seine Stammkunden (= Wähler). Und wer sein Profil bis zur Unkenntlichkeit verwässert, darf sich nicht wundern, daß die Wähler ohne Orientierung bleiben. Wer sich bei linken und grünen Wählern – nach Ursula Heinen die „Städter“ – anbiedert, gewinnt sie nicht; sie wählen eher das Original. Und die Stammwähler fühlen sich düpiert. So kann also die CDU-NRW in Ruhe abwarten, wann sie mit 19 Prozent (mit den Grünen) Volkspartei werden kann.

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