Unser gebrochenes Verhältnis zur Nation

AdlerVon Peter Helmes

Nationalfeiertag ganz anders

„Andere Länder, andere Sitten“ mit diesem geflügelten Wort könnte man alles abtun, was in anderen Ländern so vor sich geht. Trotzdem ist man zuweilen gezwungen, innezuhalten und nachzudenken. Wie kommt es, daß wir in Deutschland keinen „Nationalfeiertag“ haben, sondern das Ding „irgendwie“ umschreiben? „Tag der Einheit“ (3. Oktober), „Tag des Volksaufstandes“ am 17. Juni – so lauten die Verrenkungen vor der deutschen Geschichte.

Auch und gerade am Tage der „Befreiung vom KZ Auschwitz“ wird schmerzlich klar, daß wir ein gebrochenes, zumindest ein verklemmtes Verhältnis zur deutschen Nation und zur deutschen Geschichte haben, in der KZ, Hitler und Judenmord tiefe Spuren hinterlassen haben. Dazu müssen wir stehen, uns bekennen!

Aber dürfen 12 Jahre Faschismus das Gedächtnis einer tausendjährigen Nation auslöschen und uns den Stolz auf unsere Kultur, Sprache, Sitten und Gewohnheiten rauben? Wer die Geschichte Deutschlands auf „Auschwitz“ reduziert, begeht Verrat am Volk. Mir ist bewußt, daß solche Sätze auch mißverstanden werden können. Aber ich predige nicht das Vergessen von „Auschwitz“, sondern mahne den gerechten Umgang mit unserer Nation an.

Kein anderes Land dieser Welt hat ein so erbärmliches Selbstverständnis wie die Deutschen von ihrem eigenen Land. Auch in anderen Ländern gab es schreckliche Grausamkeiten – angefangen von Russlands Stalin über Napoleon oder die Verbrechen der französischen Revolution bis hin zum Mussolini-Faschismus usw. Im vollen Bewußtsein der Verantwortung für ihre Geschichte sind diese Nationen dennoch stolz auf ihr Land, auf ihre ganze ungeteilte Geschichte.

Uns aber haben die ´68er das schlechte Gewissen eingeredet, das hinfort den (stets gesenkten) Blick auf Deutschland bestimmen soll. So werden einem Volk die Wurzeln gezogen – und wir laufen hinterher, ohne selbstbewußte Reflexion. Wir sehen – wie uns die 68er eingeredet haben – unsere Geschichte bloß noch durch die Auschwitzbrille. Wir leisteten uns auch einmal einen Außenminister, der diesen gebückten Gang zur Norm erhob.

Am deutlichsten schlägt sich dies nieder im Verhältnis zur Bundeswehr. Unsere Soldaten, die uns und unser Land verteidigen müssen, trauen sich kaum noch in Uniform auf die Straßen. Wenn ein gefallener Soldat nach Frankreich oder in die USA zurücktransportiert wird, bilden die Bürger achtungs- und würdevoll Spalier an den Straßen, winken mit ihrer Nationalflagge und singen stolz die Nationalhymne. Wir verschaffen einen im Ausland gefallenen Soldaten in eine stille Ecke eines Flughafens und lassen ihn von da in seinen Heimatort verbringen – ohne jede öffentliche Aufmerksamkeit. Und eine „Nationalhymne“ singen wir auch nicht, weil wir keine haben. Wir singen „das Lied der Deutschen“, das aber nur aus der 3. Strophe bestehen darf. Wie erbärmlich!

Mein Freund Matthias Gonder (Bingen) verbringt die meiste Zeit des Jahres in seiner zweiten Heimat, in der Dominikanischen Republik. Er schrieb mir anläßlich des dortigen Nationalfeiertages u. a.:Domrep

„Wir waren heute auch auf einer “Demo”. Hier in der Dominikanischen Republik ist nämlich Nationalfeiertag, der 202. Geburtstag des Staatsgründers Juan Pablo Duarte. Im Zentralpark von San Francisco de Macorís, gegenüber dem neoklassizistischen Rathaus, war eine große Ehrentribüne aufgebaut. Dort saßen der Präsident Danilo Medina mit Ehefrau, das halbe Kabinett, unser Bischof und die höchsten Militärs des Landes. Wir hatten zum Glück einen sehr guten Platz direkt gegenüber der Tribüne, umringt von Sicherheitsleuten.

Die Zeremonie begann mit der Nationalhymne. Historische Kanonen auf Lafettenwagen feuerten anschließend ohrenbetäubende Salutschüsse, und der ranghöchste General im Kampfanzug und mit Kriegsbemalung stieg aus einem Hummer-Tarnwagen aus und meldete dem Präsidenten in scharfem militärischem Ton die Einsatzbereitschaft. Es folgte der Vorbeimarsch der Präsidentengarde, Kompanien des Heeres, der Kriegsmarine, der Luftwaffe, verschiedener martialisch bewaffneter Spezialeinheiten und mehrere Polizeitruppen. Anschließend kamen die “Halbmilitärischen”: Zivilschutz (vergleichbar mit Technischem Hilfswerk), Feuerwehreinheiten und stolze Patriotenvereinigungen. Zum Schluss marschierten die Schüler von staatlichen und privaten Grund- und Volksschulen, Gymnasien und Fachschulen, sowie die Studenten von drei Universitäten. Alle Schüler und Studenten waren ganz selbstverständlich in ihre Schuluniformen gekleidet, trugen Hunderte von Nationalflaggen und marschierten im Gleichschritt zu Trommelwirbel und Marschmusik.

Für deutsche Gutmenschen wären das alles bestimmt Nazis. Da 90% der Menschen hier Mulatten, also hellbraun, mittelbraun bis dunkelbraun sind, dann wohl sogar Doppel-Nazis.

Und wir mitten drin! Wir haben uns sehr wohl gefühlt!“ Soweit der Bericht meines Freundes.

Wir schwenken unsere Flaggen nur begeistert, wenn „wir“ eine Fußballmeisterschaft gewonnen haben. Sagte da eben jemand „III. Welt“? Viele meiner ausländischen Freunde fragen mich immer wieder erstaunt, was mit  uns los sei, fragen doch tatsächlich, ob wir nicht stolz auf unser Land sein könnten. In jeder Stadt, in jedem Kaff in Frankreich wird der 14. Juli als „Nationalfeiertag der Grande Nation“ gefeiert. Auf den Champs Elysées marschieren die Truppen, Staatsmänner aus aller Herren Länder salutieren. Am 14. Juli, dem Tag der Erstürmung der Bastille, einem Tag, an dem die Grausamkeiten der Französischen Revolution begannen. Freunde, es ist Zeit zum Umdenken!

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