Setzen, sechs, Claudia! Klassenziel verfehlt!

…und das seltsame Familienverständnis der Katrin Göring-Eckardt

Das Ergebnis der Abstimmung über die zukünftigen Spitzenkandidaten der „Grünen“ kam einen Tag zu früh. Die Eröffnung der Karnevalssession fällt üblicherweise auf den 11.11.11 Uhr 11. Schade. Es hätte der Clou des Tages werden können. So wurde daraus ein Flop.

Mit Jürgen Trittin bestätigte die Grünen-Basis den bewährten Alt-Stalinisten, der in weiser Voraussicht schon seit einiger Zeit das grüne, harmlose Lämmlein gibt. Er ist der strategische Kopf der Grünen, mit allen Wassern gewaschen, durch die Gesinnungsmühlen des KB (Kommunistischer Bund) gedreht und somit bestens gerüstet, den Marsch durch die Institutionen zu Ende zu führen. Also im Westen nichts Neues, im Osten aber doch: Mit Katrin Göring-Eckardt wählten die Basis-Grünen ein grünes Schäfchen, das bisher noch für keinerlei Aufsehen gesorgt hat, zur neuen Frontfrau. Dazu später mehr.

Krachend gescheitert ist hingegen das „grüne Gewissen“, das „Herz“ und der selbstgefühlte „authentische Liebling der Partei“, Claudia Roth. Drei von vier Grünen-Mitglieder haben ihr in brutaler Deutlichkeit klargemacht, sie sei untauglich, ihre Partei erfolgreich in die nächste Bundestagswahl zu führen. Vielleicht spürten die Grünlinge – wenn auch unbewußt – daß die Zeit für politisches Theater vorbei und für seriöseres Auftreten gekommen ist. Roth wird kein Wahlsieg zugetraut, da ihr folkloregeprägtes Auftreten eher zur Belustigung beiträgt, aber von vielen als verstörend und zu schrill empfunden wird. Eine am 12. November abgehaltene, allerdings nicht repräsentative Befragung bei „t-online“ ist zumindest ein Beweis dieser Einschätzung. Auf die Frage: „Wären die Grünen ohne Claudia Roth besser dran?“ antworteten von 10.500 Teilnehmern 71 Prozent mit Ja und 22 Prozent mit Nein (7 Prozent Enthaltung) – was in etwa dem desaströsen Abstimmungsergebnis für Roth bei der grünen Basis entspricht.

Diese Urwahl bestätigt aber auch, daß es den Grünen mehr und mehr gelingt, sich als bürgerliche Alternative darzustellen, was man durchaus als Camouflage verstehen sollte – siehe Trittin. Mit Kretschmann, Kuhn oder Göring-Eckardt stellen sie Figuren nach vorne, die den gesellschaftsverändernden Charakter der Öko-Partei übertünschen sollen. Mit Claudia Roth wäre (beinahe) den wirklich Bürgerlichen ein Ur-Feindbild (neben Trittin) abhanden gekommen. So tut uns Roth mit ihrer Absicht, Parteivorsitzende bleiben zu wollen, einen letzten großen Gefallen. Sie sollte bis zur Bundestagswahl durchhalten. Dem zu erwartenden Gezänk an der grünen Partei-, Fraktions- und Wahlkampf-Spitze darf man mit Spannung entgegensehen.

Zurück zur Personalie Göring-Eckardt. Sie bzw. ihre Rolle an der Spitze der Partei zu unterschätzen, wäre leichtfertig. Sie vertritt nicht nur den Osten unserer Republik, sondern als stramme Protestantin auch die Evangelische Kirche, deren EKD sie vorsteht, und ist Bundestagsvizepräsidentin. In diese Ämter gelangte sie, die stets unauffällig wirkt, nicht durch bemerkenswerte politische Taten, sondern weil sie es wie wenige versteht, einnehmend zu reden, aber wenig Konkretes zu sagen. So wirkt sie wie „über allen Wassern“ schwebend. Das aber wäre viel zu kurz gedacht. Die Dame zeigt äußerste Beharrlichkeit und Eigensinn. Ihre Aufgabe als EKD-Präsidentin läßt sie zwar bis zur Wahl ruhen (bringt ja auch kein Geld), weigert sich aber, das Amt der Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages aufzugeben (dafür kriegt man schließlich mehr 13.000 Euro im Monat und einen schicken Dienstwagen etc). Fast alle im Bundestag vertretenen Parteien sind jedoch der Ansicht, daß ein(e) amtierende(r) Bundestagsvizepräsident(in) als Spitzenkandidat einer Partei nicht die geforderte überparteiliche Repräsentation des gesamten Deutschen Bundestages gewährleisten könne.

Göring-Eckardt und die Vorstellungen der Grünen zu Familie und Toleranz

Das Geld mag in die Rubrik „Äußerlichkeiten“ gehören, die politischen Vorstellungen aber nicht. Es lohnt sich nachzuschauen, für was Göring-Eckardt sich engagiert und für welches Weltbild sie eintritt.  Die Jugendorganisation der Partei die Grünen z. B. hat in der Vergangenheit auch auf dem für die Ordnung der Schöpfung zentralen Gebiet von Ehe und Familie säkularisierende und anti-christliche Wertvorstellungen vertreten. Der Bundesvorstand der Grünen Jugend faßte am 19.11.2007 einen Beschluß, in dem der Begriff Familie neu definiert und zum Ziel erklärt wurde, die Ehe zu ersetzen:

„Der Begriff Familie wird bei uns in erneuerter Definition verwendet: Wir verstehen darunter sowohl das klassische Vater-Mutter-Kind-Bild, als auch gleichgeschlechtliche Partnerschaften mit oder ohne Kind, polygame Lebensgemeinschaften, Patchworkfamilien, Alleinerziehende aber auch Wohngemeinschaften wie Studierenden-, Mehrgenerationen-, und Senioren-Gemeinschaften oder ganz einfach der engste Freundeskreis. Im Mittelpunkt der Definition steht die Solidarität untereinander, das Füreinanderdasein. Dies wollen wir rechtlich mit einem Familienvertrag absichern und damit die Ehe ersetzen.“

„Auch Geschwister, die sich lieben, sollen Familienverträge abschließen und Kinder bekommen können (…) Die GRÜNE JUGEND will hier keine Straftatbestände.“

„Es darf in unserer Gesellschaft nicht der Anschein entstehen, daß um ein Kind erziehen zu können, es dafür einer Mutter und eines Vaters – wie es konservative Kräfte gerne hätten – bedarf.“

Die in diesem Beschluß dokumentierten Wertvorstellungen sind mittlerweile auch in die Familien-Definition des Rates der EKD und die Verabschiedung neuen Kirchenrechtes durch die EKD-Synode eingeflossen. Wie das „Christliche Informationsforum MEDRUM“ berichtete, hatte der Rat der EKD mit dem neuen Pfarrdienstrecht den Begriff „familiäres Zusammenleben“ eingeführt und dazu in der Begründung erklärt: „Der Begriff „familiäres Zusammenleben“ ist hingegen bewußt weit gewählt. Er umfaßt (…) jede Form des rechtsverbindlich geordneten Zusammenlebens von mindestens zwei Menschen.“

Diese Definition ist kompatibel mit dem Beschluß der Grüne Jugend. Sie läßt nicht nur homosexuelle, sondern auch polygame Lebensgemeinschaften zu. Die Vorlage des Rates der EKD wurde von der EKD-Synode bei ihrer Tagung im November 2010 unter Vorsitz von Katrin Göring-Eckhardt, Bundestagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen, einstimmig und ohne Vorbehalte angenommen(…).

Nun ist Göring-Eckardt Spitzenkandidatin der Grünen. Noch Fragen?

Rolle der Medien

Bleibt noch ein Nachtrag zur Urwahl der Grünen:

Nach einer neuen Studie zeigen etwa 40 Prozent der deutschen Journalisten eine besondere Neigung zur Partei „Die Grünen“ (nur 9 Prozent für die Union). Da verwundert es nicht, daß nahezu alle Sender die Berichterstattung über die Urwahl auf Platz 1 ihrer Nachrichten setzten. Daß aber einige (na wer wohl?) Sender gar noch mit einer Live-Übertragung der Pressekonferenz über den „Rücktritt vom Rücktritt“ des Frl. Roth minutenlang aus der Grünen-Parteizentrale aufwarteten, ist auch angesichts des sonstigen weltweiten Geschehens ein Skandal. Gerade öffentlich-rechtliche Sender sollten sich bei solchen Ereignissen parteipolitisch neutraler verhalten. Dem „Reporter vor Ort“ – der wie üblich nur mit Vornamen angeredet wurde – kamen fast Tränen der Rührung über Claudias Sinneswandel.

Wie war das noch mit dem Sack Reis in China?

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